Kaum eine Regel hat sich so hartnäckig in die Köpfe eines jeden Fotografen eingebrannt wie die, dass man nur bei schönem Wetter fotografiert. Bevorzugt bei Sonnenauf- oder Sonnenuntergang. Doch woher kommt diese Einstellung zum Fotografieren bei schlechtem Wetter? Ist nicht das Wetter der Faktor, der das Bild spannend aussehen lässt? Wie kann eine ausreichende Varianz geschaffen werden, wenn nur die gleichen Lichtsituationen abgelichtet werden?
Das Fotografieren bei schlechtem Wetter ist bei manchen Fotografen aus vielen Gründen unbeliebt. Oft ist es nur der innere Schweinehund, der bei schlechtem Wetter lieber zu Hause bleibt. Denn viele sind mit solchen Situationen überfordert, was meist keine Erfolgserlebnisse bringt.
Warum ist Fotografieren bei schlechtem Wetter so unbeliebt?
Es gibt zwei wichtige Faktoren, die dazu führen, dass so gut wie alle Fotografen die gleichen Gedanken im Kopf haben, wenn es um Schlechtwetterfotografie geht. Normalerweise wird an solchen Tagen die Kamera im Schrank eingeschlossen. Da ist die Motivation meist größer einen warmen Tee aufzusetzen, statt bei solchem Wetter das Haus zu verlassen. Doch was sind die Gründe dafür?
Ausrüstung in Gefahr
Die Fotoausrüstung ist das Wichtigste für einen Fotografen. Es ist nicht nur eine Voraussetzung, um überhaupt arbeiten zu können, sondern auch eine Investition, die über Jahre hinweg getätigt wird.
Denn eine gute Kamera mit mehreren Objektiven kostet in manchen Fällen ein kleines Vermögen. Daher haben viele große Hemmungen, die Ausrüstung bei schlechtem Wetter zu benutzen und sie möglicherweise der Feuchtigkeit auszusetzen. Das ist durchaus verständlich. Allerdings gibt es viele Hilfsmittel, um die Ausrüstung im Zweifelsfall zu schützen. Außerdem hat man immer die Möglichkeit, vor Ort abzuschätzen, wie groß das Risiko ist und im Notfall kann die Kamera schnell im Rucksack verstaut werden.
Das Equipment sollte gut gepflegt und gewartet werden, allerdings sollte es einen nicht daran hindern, es zu benutzen. Eine teure Kamera allein im Schrank macht keine Bilder, wenn man sie nicht ausgiebig nutzt.
Außerdem vertragen die meisten Kameras, aber auch Objektive, viel mehr, als man denkt. Ein paar Regentropfen richten keinen wirklichen Schaden an.
Kein gutes Licht
Das Licht ist ein unglaublich wichtiges Element in der Fotografie. Aus diesem Grund ist die Suche nach den besten Lichtverhältnissen so wichtig.
Doch ehrlich gesagt, ist die Suche nach dem perfekten Licht oft eine Lebensaufgabe. Denn das perfekte Licht gibt es nicht. Stattdessen geht es darum, den flüchtigen Moment einzufangen, der in dieser Form nicht mehr wiederkehrt. Die ständige Suche nach dem besten Licht, kann vielmehr dafür sorgen, dass deutlich weniger fotografiert wird. Dadurch werden viele Momente verpasst, auch wenn das Licht nicht den eigenen Vorstellungen entspricht.
Natürlich ist es nicht falsch, auf die Lichtverhältnisse zu achten und die Tour entsprechend zu planen. Dennoch sollte dies kein Grund sein, nicht zu fotografieren.
Schließlich bereut man am meisten die Fotos, die man nicht geschossen hat.
Nimmt man es genau, dann ist derzeit eines der teuersten Fotos ausgerechnet eines, das bei grauen und trüben Wetter aufgenommen wurde. Hätte der Fotograf darauf verzichtet, unter diesen Bedingungen zu fotografieren, wäre das Bild wahrscheinlich nie in dieser Form entstanden.
Unbequemes Wetter
Einer der häufigsten Gründe ist die einfache Tatsache, dass man sich nicht dem schlechten Wetter aussetzen möchte.
Ziehen Wolken auf, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Regenschauer nicht weit entfernt ist.
Daher ziehen es viele vor, zu Hause im Trockenen zu bleiben, anstatt sich dem schlechten Wetter auszusetzen.
Grundsätzlich sollte man sich nicht in Gefahr begeben, vor allem wenn ein starkes Gewitter aufzieht. Trotzdem sollte das kein Grund sein, nicht zur Kamera zu greifen. Denn man kann sich so manche Gelegenheit entgehen lassen.
Angst vor dem Versagen
Ein weit verbreiteter Grund, der meist völlig unbewusst abläuft, ist die Angst vor dem Versagen.
Kaum jemand würde sich das eingestehen, und doch ist es ein häufiger Motivationsgrund.
Immerhin ist das Fotografieren bei schlechtem Wetter oft eine größere Herausforderung.
Einerseits muss die Ausrüstung vor möglichen Gefahren geschützt werden, andererseits sind die Lichtverhältnisse nicht immer spannend genug.
Aus diesem Grund erfordert das Fotografieren bei schlechtem Licht deutlich mehr Geschick und vor allem ein gutes Auge für spannende Bildkompositionen.
Deshalb trauen sich viele gar nicht erst, in einer solchen Situation zu fotografieren.
Sie befürchten, die Ergebnisse könnten verheerend sein und automatisch das eigene Selbstvertrauen als Fotograf schwächen.
Das ist allerdings meist unbegründet und eher eine Frage der Perspektive. Denn auch die besten Fotografen machen nicht ausschließlich gute Fotos. Schließlich werden sämtliche Veröffentlichungen gefiltert, und nur die zufriedenstellenden Ergebnisse werden publiziert.
Daher muss jeder auch in schwierigen Situationen die Chance nutzen, seine Fähigkeiten zu trainieren und sein Handwerk zu verbessern.
Die richtige Ausrüstung zum Fotografieren bei schlechtem Wetter
Fotografieren bei schlechtem Wetter ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Zum einen werden die Fähigkeiten des Fotografen auf die Probe gestellt, zum anderen aber auch die Kameraausrüstung. Schlechtes Wetter bedeutet nicht automatisch Regen, aber spontane Niederschläge können bei solchen Wetterbedingungen sehr schnell auftreten. Deshalb sollte man als Fotograf auf solche Situationen vorbereitet sein.
Kamera schützen
In erster Linie sollte man die Kamera vor Regen schützen. Darüber hinaus sollte die Kamera mit spritzwassergeschützten Objektiven ausgestattet sein.
Dies ist wichtig, um auch bei schlechtem Wetter aus dem Haus gehen zu können.
Eine Streulichtblende kann in solchen Situationen sehr hilfreich sein. Nicht um Streulicht zu filtern, sondern um die Frontlinse im Zweifelsfall vor einzelnen Regentropfen zu schützen. Auf diese Weise müssen nicht unbedingt einzelne Tropfen abgewischt werden.
Ist ein stärkerer Regen zu erwarten, können Abdeckungen* für die Kamera viel hilfreicher sein. Diese sind in der Regel preiswert und bieten ausreichenden Schutz bei schlechtem Wetter.
Ausrüstung trocken halten
Neben der Kamera sollte auch der Rest der Ausrüstung ausreichend geschützt sein. Je nachdem, wie schnell das Wetter umschlägt, bleibt oft nicht viel Zeit, um ins Trockene zu kommen. Ein sicherer und wasserdichter Transport der Ausrüstung ist ganz wichtig. Ein wetterfester Fotorucksack ist ein Muss.
Manche Rucksäcke haben eine zusätzliche Regenhülle, die man wie eine Plane über den Rucksack ziehen kann.
Wer auf der Suche nach einem geeigneten Fotorucksack ist, sollte unbedingt auf die Wetterfestigkeit achten.
Mikrofasertuch
Ein Mikrofasertuch* ist eine Komponente, die oft nicht allzu sehr auffällt. Dennoch sollte dieses kleine Element auf jeden Fall ein fester Bestandteil der Ausrüstung sein.
Gerade bei schlechtem Wetter kommt es häufig vor, dass Wassertropfen auf das Objektiv gelangen.
Diese werden oftmals erst bei der Betrachtung am Computer bemerkt. Das Retuschieren solcher Flecken kann in manchen Fällen sehr zeitaufwändig sein. Um sich diesen zusätzlichen Mehraufwand zu ersparen, sollte das Objektiv immer trocken gehalten werden.
Das Abtrocknen des Objektivs mit einem normalen Papiertuch oder gar mit der Jacke ist sehr gefährlich, da es das Glas zerkratzen könnte. Außerdem werden die Flecken meist nur noch mehr verschmiert.
Wind und Wasserdichte Kleidung
Neben der Ausrüstung ist es äußerst wichtig, geeignete Kleidung zu tragen. Dabei ist wasserabweisende und vor allem winddichte Kleidung ein Muss. Auch festes Schuhwerk ist in der Regel von Vorteil. Wenn es zu starkem Regen kommt, kann es mit dem falschen Schuhwerk recht schnell rutischg werden.
Warum sich das fotografieren bei schlechtem Wetter lohnt
Es ist ein langer Prozess, bis man sich als Fotograf von vielen Konventionen befreit hat und die Fotografie viel freier wahrnimmt. Genauso verhält es sich mit dem Gedanken, dass man bei schlechtem Wetter nie zur Kamera greifen sollte. Denn es gibt kein perfektes Wetter und auch wenn es bewölkt ist, hat es viele Vorteile, rauszugehen.
Gelegenheit zum Scouting
Man muss nicht immer gleich die perfekten Fotos machen, sobald man das Haus verlässt.
Oft ist das Gegenteil der Fall, und das ist auch völlig in Ordnung. Denn manchmal liegt genau darin der große Vorteil.
Es ist sehr wichtig, rauszugehen und die unmittelbare Umgebung zu erkunden. Wenn das Wetter nicht besonders schön ist, kann man trotzdem Perspektiven oder Kompositionen erkunden.
Sobald sich das Wetter bessert, können die gefundenen Orte gezielt aufgesucht werden. Auf diese Weise muss man nicht lange über den besten Standort nachdenken, da er bereits bekannt ist.
Schlechtes Wetter ist also nicht nur gut, um schöne Bilder zu machen, sondern auch, um mögliche Kompositionen oder Orte zu erkunden. Das Schöne ist, dass man dies bei schlechtem Wetter meist entspannt und in Ruhe tun kann, denn bei einer solchen Wettersituation sind kaum Menschen unterwegs. So hat man keine Probleme, auch an normalerweise belebten Orten nach Kompositionen zu suchen.
Neue Lichtstimmung einsetzen
Das schlechte Wetter sollte nicht unbedingt als Nachteil angesehen werden. Denn jede Wettersituation kann ihre eigenen Vorteile mit sich bringen.
Schließlich schlummert hier das große Potenzial, neue Situationen einzufangen, die einem sonst verwehrt bleiben.
Gerade bewölktes Wetter kann sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt werden, dazu muss lediglich das fotografische Auge für solche besonderen Situationen geschärft werden.
Meist lässt sich nämlich in solchen Situationen eine Emotion einfangen, die sonst nicht möglich wäre.
Spiegelungen wirken wunder
Eine sehr gute Methode, um auch bei schlechtem Wetter gute Fotos zu machen, ist der Einsatz von gezielten Spiegelungen. An solchen Tagen ist der Himmel meist ziemlich bedeckt. Daher lohnt es sich, nach einer Fläche zu suchen, in der sich das Motiv spiegelt. Das kann entweder ein freistehender Baum sein, der sich in einem See spiegelt. Der Kreativität sind im Grunde kaum Grenzen gesetzt. Oft ist schlechtes oder graues Wetter förderlich, um Spiegelungen zu erzeugen, denn durch die nicht so dominanten Wolken wird das Objekt viel genauer reflektiert.
Minimalistische Motive
Bei schlechtem Wetter lohnt es sich, etwas minimalistischere Aufnahmen zu wagen.
Das können einzelne Objekte sein, die völlig isoliert sind. Auch abstrakte Muster sind oft spannende Motive. Dieser Ansatz funktioniert auch bei schlechtem Wetter sehr gut. Gerade in der Landschaftsfotografie muss der Himmel nicht immer dominant sein, so kommt das Motiv selbst viel besser zur Geltung und gewinnt an Präsenz.
Die überwiegend graue Farbe des Himmels unterstützt den minimalistischen Ansatz geradezu, da er eine fast einheitliche Fläche bildet. Normalerweise wäre die Wolken viel strukturierter und damit auch unruhiger.
Seltene Momente einfangen
Schlechtes Wetter ist nicht aufregend, wenn die eigene Fotografie von bunten Farben lebt, aber das muss nicht immer so sein. Oft ist es genauso spannend, Momente einzufangen, die nicht alltäglich sind. So können auch Menschen sehr spannend eingesetzt werden, die sich aufgrund des Wetters entsprechend verhalten. Vor allem in der Straßenfotografie wird diese Methode häufig eingesetzt. Denn der drohende Regen kann anhand des menschlichen Verhaltens sehr spannend dokumentiert werden. Auch in der Natur lassen sich solche Momente sehr eindrucksvoll festhalten.
Fotografieren bei schlechtem Wetter: Warum die Bildbearbeitung so wichtig ist!
Die Bildbearbeitung ist beim Fotografieren bei schlechtem Wetter ungemein wichtig. Entweder man schafft es, ein beeindruckendes Motiv einzufangen oder vielleicht bekommt das Bild durch die Bildbearbeitung das besondere Etwas. Es lässt sich sagen, dass Bilder, die bei schlechtem Wetter aufgenommen werden, viel intensiver bearbeitet werden müssen. Dabei ist zu beachten, dass das Bild am Ende nicht zu sehr bearbeitet wird und somit nicht mehr die tatsächliche Situation widerspiegelt.
Es macht also keinen Sinn ein Bild, das bei grauem Wetter fotografiert wurde, mit einem Sonnenuntergang zu versehen. Dies sieht oft sehr naiv und amateurhaft aus. Vielmehr sollte man die tatsächliche Stimmung verstärken. Wenn etwas bei grauem und nebligem Wetter fotografiert wurde, dann sollte man diese Wettersituation in den Bildern betonen, anstatt zu versuchen, diese zu überspielen.
Außerdem merkt man schnell, dass die herkömmliche Art der Bildbearbeitung nicht funktioniert. Die Einstellungen, die gegebenenfalls schon als Preset gespeichert sind, sehen in einem solchen Bild meist ganz anders und unpassend aus. Deshalb muss man sich mit der Bearbeitung neu auseinandersetzen und seine eigene Art und Weise der Bearbeitung und Gestaltung solcher Bilder definieren.
Dunst generieren für mehr Stimmung
Eine sehr einfache, aber effektive Methode, um bei schlechtem Wetter beeindruckende Bilder zu machen, ist der Einsatz von Dunst und Nebel. Besonders die Landschaftsfotografie bei schlechtem Wetter kann von dieser Methode stark profitieren.
Auf keinen Fall sollte eine andere Lichtstimmung erzeugt werden, die nicht zur Aufnahme passt.
Stattdessen sollte einfach das hervorgehoben werden, was bereits vorhanden ist.
Falls man also eine Landschaft bei schlechtem Wetter fotografiert hat, so sollte genau das als Geschichte transportiert werden.
Die Funktion „Dunst entfernen“, die sowohl in Lightroom als auch in Camera Raw zur Verfügung steht, dient in der Regel dazu, Dunst zu entfernen.
Mithilfe des Schiebereglers lässt sich in diesem Fall Dunst hinzufügen. Dadurch entsteht eine etwas entsättigte und besonders neblige Bildgestaltung. Dies kann dazu verwendet werden, trüben Bildern eine gewisse Stimmung und Atmosphäre zu verleihen.
Mit bestimmten Lichtpunkten, die seitlich in das Bild gezogen werden, lässt sich eine sehr schöne Stimmung erzeugen, ohne perfektes Licht gehabt zu haben. Es gehört allerdings eine gehörige Portion Offenheit und Mut dazu, sich von herkömmlichen Stilmitteln zu lösen und sich auf neue Darstellungen einzulassen.
Farbkontraste schaffen
Schlechtes Wetter ist in der Regel dafür bekannt, dass alles sehr monochrom und grau aussieht.
Dies kann jedoch bei der Suche nach Farbkontrasten sehr hilfreich sein.
Das kann ein dominanter Baum in der Landschaft sein, der farblich hervorsticht. In Kombination mit der eher grauen Umgebung kann dies einen starken Farbkontrast erzeugen.
Auch einzelne Pflanzen, die bewusst in den Vordergrund gestellt werden, können als Kontrast eingesetzt werden.
Schwarz Weiß Bearbeitung
Wenn alle Stricke reißen und die zuvor erwähnten Anpassungen am Bild fehlgeschlagen sind, gibt es immer noch die Allzweckwaffe, nämlich die Schwarz-Weiß-Fotografie. Selbst das schlechteste Wetter kann einer solchen Bearbeitung nichts anhaben. Vielmehr bietet sich ein derartiges Foto regelrecht für eine solche Bearbeitung an. Denn bei grauem Wetter hat man meist sehr starke Kontraste zwischen grauem Himmel und dem Vordergrund. Diese sind prädestiniert und machen ein Schwarz-Weiß-Bild entsprechend spannend. In der Regel muss kein zusätzlicher Kontrast verwendet werden, da die natürlichen Kontraste völlig ausreichen. So können sehr künstlerische Fine-Art-Fotografien entstehen.
Fotografieren bei schlechtem Wetter: Fazit
Aufnahmen bei schlechtem Wetter sollten keinen Fotografen abschrecken, vielmehr gilt es, sie zu nutzen. Natürlich werden die Motive weniger dynamisch und farbenfroh sein. Doch das ist oft gar nicht so schlimm. Zum einen können solche Tage genutzt werden, um neue Orte zu entdecken und das ganz ohne Hektik. Zum anderen lassen sich so ganz neue Dimensionen in der Fotografie erreichen. Denn bei einem schönen Sonnenuntergang sieht jedes Bild einigermaßen schön aus. Wenn die Lichtverhältnisse nicht perfekt sind, zählt auch das Können, welches man als Fotograf an den Tag legt. Denn dann kommt es mehr auf die Bildkomposition und Bildgestaltung an. Daher sind solche Tage ideal, um den fotografischen Blick zu schulen.