Mühsam um 4 Uhr morgens aufstehen, mehrere Kilometer auf einen Berg wandern, um den perfekten Moment zu fotografieren. Das kommt im Leben eines Landschaftsfotografen nicht selten vor. Doch stell dir vor, nach all den Strapazen kommst du erschöpft nach Hause und stellst fest, dass alle Bilder verwackelt sind. Das ist keine Seltenheit und kommt vor allem bei Anfängern häufig vor. Dabei kann man mit einigen einfachen Tipps sehr leicht verwacklungsfrei fotografieren lernen.
Das kann auch bei erfahrenen Fotografen vorkommen. Denn ein unscharfes Bild hängt nicht immer nur von den Kameraeinstellungen oder der Professionalität ab. Auch äußere Umstände können dazu führen, dass ein Bild eine minimale Unschärfe aufweist, wenn man in das Bild hineinzoomt. Deshalb schauen wir uns die häufigsten Ursachen für unscharfe Bilder genauer an und zeigen auf, wie man sie am effektivsten vermeiden kann.
Verwackelt oder verschwommen?
Wann spricht man überhaupt von einem verwackelten Bild? Wenn es unscharf ist?
Es gibt durchaus Unterschiede, ob ein Bild verwackelt ist oder unscharf ist. Sicher, das Ergebnis ist mehr oder weniger das gleiche, nämlich ein unbrauchbares Bild. Dennoch ist es wichtig, dass man die Ursache versteht, um Wege zu finden, das Problem in Zukunft zu vermeiden.
Der grundlegende Unterschied besteht darin, dass bei einem verwackelten Bild alle Einstellungen korrekt sind, aber die Kamera im entscheidenden Moment bewegt wird, wodurch das Motiv leicht unscharf erscheint. Auf der anderen Seite kann ein unscharfes Bild durch einen Defekt in der Kamera oder möglicherweise im Objektiv verursacht werden. Dies ist ein kleiner, aber feiner Unterschied, der beachtet werden muss. Denn wenn das zweite Problem vorhanden ist, bringen alle bisherigen Bemühungen relativ wenig.
Ursachen für verwackelte Bilder und wie man sie umgeht
Was kann die Ursache für verwackelte Bilder sein? Die Bandbreite reicht von der Ausrüstung bis zur geringsten Kameraeinstellung. Oft liegt es an einer Kleinigkeit, die man vielleicht immer wieder vernachlässigt hat, aber diese eine Sache macht den Unterschied.
Falsche Kameraeinstellungen
Eine der häufigsten Ursachen sind sicherlich die falschen Kameraeinstellungen. Oft werden die Einstellungen wahllos vorgenommen und nicht wirklich an die vorherrschenden Bedingungen angepasst. Das sorgt sehr schnell dafür, dass man nicht ohne weiteres verwacklungsfreie Fotos machen kann.
Verwacklungsfrei fotografieren mit der richtigen Verschlusszeit
Die wichtigste Einstellung an der Kamera ist die Verschlusszeit, wenn es darum geht, dass Bilder nicht verwackelt werden. Die Grundregel hier sollte sein, die Verschlusszeit so kurz wie möglich zu halten. Sind beim Betrachten der Fotos die Ränder ein wenig unscharf? Dann solltest du als erstes einen Blick auf die Belichtungszeit des Bildes werfen. Wenn sie zu lang ist und du höchstwahrscheinlich aus der Hand fotografiert hast, dann ist die Ursache schnell gefunden. Denn je länger die Belichtungszeit ist, desto schwieriger ist es, die Kamera ausreichend stabil zu halten. Jede noch so kleine Bewegung kann ein Verwackeln der Kamera verursachen.
Fotografieren aus der Hand
Wie bereits erwähnt, kann das Fotografieren aus der Hand sehr schnell zu einem Faktor werden, der das Bild negativ beeinflussen kann. Kaum jemand kann die Kamera so bewegungslos in der Hand halten, dass man damit auch Langzeitbelichtung machen könnte. Es gibt zwar den einen oder anderen, der sich damit brüstet, mit welcher Belichtungszeit man noch aus der Hand fotografieren könnte, doch das ist reiner Unfug.
Es sollte das Bild im Vordergrund stehen und das entsprechende Ergebnis. Wenn man also alle Bilder aus der Hand macht, allerdings nicht unter den richtigen Bedingungen, kann es zu Verwacklungsunschärfen kommen. Hier sind ein paar Tipps, um das Problem zu überwinden.
Kamera verwacklungsfrei halten
Die Kamera beim Fotografieren ruhig zu halten, ist kein Geheimnis. Aber oft ist es die kurze Zeit nach dem Auslöser, die wichtig ist. Es hat sich gezeigt, dass es nicht nur wichtig ist, während des Drückens des Auslösers still zu halten, sondern auch kurz danach. Bis das Bild nicht in der Vorschau angezeigt wird oder die Kamera signalisiert, dass der nächste Auslöser betätigt werden kann, solltest du in dich gehen, den Atem anhalten und die Kamera absolut ruhig halten.
Oft sieht man Leute, die den Auslöser drücken und dann sofort die Kamera schwenken. Das führt oft dazu, dass die schnelle Bewegung danach auf dem Bild nicht gut aussieht. Das passiert vor allem dann, wenn man es eilig hat oder an einem überfüllten Platz steht und das Bild so schnell wie möglich aufnehmen möchte. Dies rächt sich aber meist dadurch, dass das Foto etwas verwackelt ist. Ein verwacklungsfreies Foto zu machen, bedeutet in diesem Fall auch, sich für jedes einzelne Foto Zeit zu nehmen. Das reduziert nicht nur die Verwacklungsgefahr, sondern macht das Fotografieren auch viel angenehmer.
Freihandgrenze beachten
Ein sehr wichtiger Punkt, der vor allem Anfängern nicht klar ist, bezieht sich auf die Freihandgrenze. Dies ist letztlich die Belichtungszeit, die nicht mehr aus der Hand fotografiert werden sollte. Da nicht jedes Objektiv gleich ist, kann die Freihandgrenze nicht einfach auf einen Wert festgelegt werden. Sie wird nämlich aus der entsprechenden Brennweite gebildet. Diese beiden Faktoren hängen in diesem Fall sehr eng zusammen. Ausgehend von einem Iso-Wert von 100 bis 200 ergibt sich die Freihandgrenze aus der Brennweite des Objektivs, z.B. bei einer Brennweite von 300mm benötigt man mindestens eine Verschlusszeit von 1/300. Alles, was länger als dieser Wert ist, sollte nicht aus der Hand fotografiert werden, da die Gefahr besteht, dass das Bild unscharf wird.
Daher gilt die Regel, dass man sich immer überlegen sollte, mit welcher Brennweite man fotografiert und die Verschlusszeit entsprechend der Regel wählen. Dies kann eine sehr gute Orientierung sein und verhindert in Zukunft, dass die Bilder unscharf aussehen.
Stativ nutzen und verwacklungsfrei fotografieren
Wenn man nicht auf die Verschlusszeiten achtet und eine unsichere Hand hat, ist das Aufnehmen von verwacklungsfreien Fotos wie ein Glücksspiel. Entweder man bekommt noch ein einigermaßen scharfes Foto hin oder nicht. Wenn die Verschlusszeit nicht aus der freien Hand gehalten werden kann, sollte immer ein Stativ* verwendet werden. Abgesehen von einigen Bereichen, in denen ein Stativ etwas unflexibel ist, sollte das dreibeinige Gerät in allen anderen Bereichen immer im Fotorucksack dabei sein. Denn mit einem Stativ kann man schon einige der genannten Punkte ignorieren, da man vieles verhindert und das Risiko, ein Bild zu verwackeln, deutlich geringer ist.
Es sollte aber klar sein, dass es auch hier Ausnahmen gibt. Nicht jedes Stativ ist gut gebaut und ausreichend stabil. Viele machen den Fehler und sparen hier beim Kauf einer Fotoausrüstung. Ein gutes Stativ ist wahrscheinlich die langlebigste Ausrüstung, die man als Fotograf besitzen kann. Deshalb lohnt es sich, gleich zu Beginn in ein gutes und besonders stabiles Stativ zu investieren. Ein kleines Stativ aus Kunststoff oder anderen leichten Rohstoffen kann schon bei leichtem Wind die Kamera zum Schwingen bringen, so dass das Bild verwackelt, auch wenn man ein Stativ benutzt.
Bildstabilisierung aktivieren
In der Vergangenheit war die Bildstabilisierung etwas, das hauptsächlich vom Objektiv abhing. Inzwischen haben sich die Kameras so weit entwickelt, dass die Bildstabilisierung bereits in der Kamera stattfindet. Es gibt aber immer noch Objektive, die zusätzlich mit dieser Funktion ausgestattet sind. Bei Aufnahmen mit längeren Brennweiten ist es immer empfehlenswert, die Stabilisierung zu aktivieren. Je mehr man mit einem Objektiv in das Bild hineinzoomt, desto schwieriger wird es, die Kamera und das Objektiv stabil zu halten.
Auch wenn die Belichtungszeiten etwas länger werden, kann die Bildstabilisierung in der Kamera ein wenig helfen, alles ruhig zu halten.
Eine besondere Situation ist, wenn die Kamera auf einem Stativ montiert ist. In diesem Fall sollte man möglichst auf den Bildstabilisator verzichten, denn oft bekommt man gerade dann ein unscharfes Bild. Da der Bildstabilisator nicht erkennen kann, dass die Kamera auf dem Stativ steht, so kann es zu Bewegungen kommen, wenn der Stabilisator ebenfalls versucht, das Bild zu beeinflussen.
Kamera auflegen und verwacklungsfrei fotografieren
Wenn alle Stricke reißen, ist es immer gut, die Kamera auf ein Stativ zu stellen. Wenn kein Stativ zur Verfügung steht, kann man sich einfach eine gerade Fläche suchen, oder die Kamera stabil auf den Fotorucksack stellen. Dadurch lässt sich die Kamera ein wenig stabiler ausrichten als in der Hand. In manchen Fällen lassen sich sogar Langzeitbelichtungen erstellen.
Ist dein Objektiv intakt?
Zu Beginn haben wir das Thema bereits kurz angesprochen. Denn ein unscharfes Bild setzt voraus, dass die Bedienung nicht stimmt, die Geräte aber einwandfrei arbeiten. Da es oft schwierig ist, herauszufinden, warum die Bilder leicht unscharf aussehen, solltest du dir sicher sein, dass z. B. das Objektiv keinen Defekt hat. Denn das kommt gar nicht so selten vor. Wenn das Objektiv aus der Hand gefallen ist oder der Fotorucksack unsanft auf den Boden geworfen wurde, ist es durchaus möglich, dass Objektive darunter leiden. Das äußert sich darin, dass man mit dem Objektiv nie perfekt scharfe Bilder machen kann, egal ob man alles beachtet und richtig eingestellt hat.
Hat man alle oben genannten Punkte ausprobiert, sollte man sich unbedingt das Objektiv ansehen, mit dem die Bilder entstanden sind. Am besten vergleicht man es mit einem zweiten Objektiv, falls vorhanden. Im direkten Vergleich sieht man, ob die Bilder bei gleicher Bedienung unterschiedliche Ergebnisse liefern. Dabei ist zu bedenken, dass Objektive nie die gleiche Schärfe liefern. Bei dem Vergleich geht es eher um signifikante Unterschiede in der Schärfe bzw. der Abbildungsleistung.
Bewegungsunschärfe
Ein Gesichtspunkt, der vor allem für Einsteiger eine Rolle spielt, ist die Bewegungsunschärfe. Hier gilt es zu beachten, dass dies nicht direkt als „verwackeln“ interpretiert werden kann. Wenn sich eine Person oder ein Objektiv schnell bewegt, kann es recht schnell passieren, dass das Motiv komplett verschwommen ist, dies ist, wie gesagt, die schnelle Bewegung des Motivs und nicht unbedingt das Verwackeln der Kamera.
Grundsätzlich muss man das wissen, um entsprechend vorgehen zu können. Wenn alle Fotos diesen Effekt zeigen, liegt es an der Belichtungszeit. Diese muss viel kürzer gewählt werden, damit die hastigen Bewegungen eingefroren werden können. Auf diese Weise gibt es keine Bewegungsunschärfe.
Kamera und Objektiv nicht ausbalanciert?
Die Kombination aus Objektiv und Kamera kann einen erheblichen Einfluss darauf haben, ob die Kamera ruhig gehalten werden kann oder nicht. Gerade in der heutigen Zeit, in der die Kameras immer kleiner werden, sieht man oft, dass riesige Objektive an kleinen Kameras montiert werden. Das hat den Nachteil, dass das Objektiv aufgrund seiner Größe und seines Gewichts alles nach vorne zieht. Es gibt kein Gleichgewicht und man versucht ständig, das Objektiv nach oben zu drücken.
Dieser Zustand ist prädestiniert für unscharfe Fotos. Deshalb soll man beim Kauf eines Objektivs auf das Gewicht achten und die Kamera und das Objektiv mit einer Stativschelle auf ein Stativ montieren. Dadurch erhält man mehr Stabilität und die Kamera und das Objektiv sind optimal ausbalanciert.
Kann man verschwommene Bilder scharf machen?
Das Korrigieren von unscharfen Bildern ist einer der häufigsten Fehler, den Anfänger machen. Wenn ein Bild völlig unscharf ist, hilft nur wenig. Es gibt Programme, die ein Bild schärfen können, aber das dient nur dazu, die vorhandene Schärfe zu erweitern. Wenn das Bild wirklich so aussieht, als würden die Konturen ineinander übergehen, ist es ziemlich schwierig, es genau so hinzubekommen, als wäre das Bild knackig und scharf fotografiert worden.
Verwacklungsfrei fotografieren: Fazit
Verwacklungsfreie Fotografie ist definitiv kein Hexenwerk. Es gibt ein paar Gründe, die zu verwackelten Bildern führen. Aber mit ein paar einfachen Einstellungen ist dieses Problem recht einfach in den Griff zu bekommen. Es ist wichtig, genau zu analysieren, was das Problem verursacht. Dadurch wird es viel einfacher, die Ursache zu beseitigen.