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Die Fotografie lebt von spannenden Lichtverhältnissen. Dennoch können bestimmte Lichtsituationen das Bildergebnis fast völlig ruinieren. Schon eine kurze Zeitspanne, in der sich das Licht drastisch verändert, reicht aus, damit ein Bild überbelichtet wird. Interessanterweise betrifft dieses Phänomen nicht nur Anfänger. Auch erfahrene Fotografen haben gelegentlich mit überbelichteten Aufnahmen zu kämpfen. In diesem Zusammenhang stellt sich die zentrale Frage: Gibt es Methoden die überbelichtete Bilder korrigieren können?

Was ist ein überbelichtetes Bild?

Ein überbelichtetes Bild weist helle Bereiche auf, deren Helligkeit den Idealwert überschreitet. Dies führt in der Regel dazu, dass diese Bildbereiche komplett weiß erscheinen und wenig oder keine Struktur aufweisen. Der Effekt tritt meist unbeabsichtigt auf, kann aber auch gezielt eingesetzt werden, um minimalistische Bilder zu erzeugen. Überbelichtung tritt vor allem bei intensivem Licht auf, was in der Landschaftsfotografie häufig vorkommt, insbesondere bei grellem Sonnenlicht, und kann dazu führen, dass der Himmel teilweise zu hell erscheint.

Auch bestimmte Kameraeinstellungen können zu überbelichteten Bildern führen. Glücklicherweise lassen sich manche überbelichtete Bilder in der Nachbearbeitung korrigieren.

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Was sind die Ursachen für überbelichtete Bilder?

Überbelichtete Bilder kommen häufig vor und ihre Entstehung kann auf eine Vielzahl von Ursachen zurückgeführt werden. Einige Faktoren können einzeln für überbelichtete Aufnahmen verantwortlich sein, während andere in Kombination auftreten und gemeinsam zu diesem Effekt führen. Im Wesentlichen ist die Menge des Lichteinfalls auf den Sensor für dieses Problem verantwortlich.

Hohe Lichtintensität

Einer der häufigsten Gründe für überbelichtete Bilder ist die Intensität des vorhandenen Lichts. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um natürliches oder künstliches Licht handelt, denn beide Lichtquellen können je nach Intensität zu überbelichteten Aufnahmen führen. Insbesondere bei starker Mittagssonne kann die Lichtintensität so hoch sein, dass der Sensor überfordert ist und überbelichtete Bilder entstehen. Daher ist es wichtig, beim Fotografieren immer auf die vorhandene Lichtmenge zu achten.

Dies ist insofern wichtig, als das Tageslicht nicht immer beeinflussbar ist. Außerdem kann sich das Sonnenlicht schnell ändern, was eine flexible Arbeitsweise erfordert.

Lange Belichtungszeit

Ein weiterer Faktor, der zu überbelichteten Aufnahmen führen kann, sind lange Belichtungszeiten. Je länger die Belichtungszeit, desto mehr Licht gelangt in die Kamera. In Verbindung mit einer intensiven Lichtquelle können lange Belichtungszeiten zu stark überbelichteten Bildbereichen führen, insbesondere bei Langzeitbelichtungen tagsüber. Die Ursache hierfür liegt häufig in der Verwendung von ND-Filtern, die das Objektiv abdunkeln und dadurch längere Belichtungszeiten erforderlich machen. Wenn diese Belichtungszeit nicht richtig auf den Filter abgestimmt ist, kann es schnell zu überbelichteten Aufnahmen kommen.

Große Blendenöffnung

Die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt, wird unter anderem durch die Blendenöffnung gesteuert. Bei weit geöffneter Blende gelangt wesentlich mehr Licht auf den Sensor als bei geschlossener Blende. Ist die Blende bei starkem Lichteinfall ganz geöffnet, ist die Wahrscheinlichkeit überbelichteter Aufnahmen deutlich höher. Es ist richtig, dass die Blende auch dazu dient, bestimmte Gestaltungselemente zu erzeugen. Dabei muss aber auch das Licht berücksichtigt werden, um nicht zu helle Aufnahmen zu erhalten. 

 

Wer also mit lichtstarken Objektiven arbeitet und die Blende voll öffnet, muss auf die Belichtung des Bildes achten.

Hoher ISO-Wert

Neben der Lichtquelle spielen die Kameraeinstellungen eine wichtige Rolle bei einer möglichen Überbelichtung, insbesondere der eingestellte ISO-Wert. Diese Einstellung beeinflusst die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Bei einem niedrigen ISO-Wert ist der Sensor weniger lichtempfindlich. Wird der Wert jedoch erhöht, reagiert der Kamerasensor empfindlicher auf einfallendes Licht. Ein zu hoher ISO-Wert kann zu einem übermäßig hellen Bild führen. Es ist ratsam, einen höheren ISO-Wert nur bei unzureichenden Lichtverhältnissen zu wählen. In allen anderen Fällen führt ein hoher ISO-Wert zu einem überbelichteten Bild. Zusätzlich führt diese Kameraeinstellung zu mehr Bildrauschen. Daher ist es wichtig, den eingestellten ISO-Wert an die Lichtverhältnisse anzupassen, um eine ausgewogene Belichtung und minimales Bildrauschen zu gewährleisten.

Reflexionen und Spiegelungen

Eine eher unscheinbare Ursache können unterschiedliche Oberflächen sein. Alles, was glatt oder spiegelnd ist, reflektiert das Licht so stark, dass automatisch sehr helle Stellen entstehen. Dies ist oft bei Aufnahmen von Wasseroberflächen zu sehen. Sobald direktes Licht auf das Wasser fällt, entstehen kleine Reflexionen, die bei genauerem Hinsehen als stark überbelichtete Stellen erkannt werden.

Automatische Belichtungseinstellungen

Besonders viele Einsteiger verwenden den Automatikmodus der Kamera. Dieser ist zwar sehr einfach zu bedienen, hat allerdings auch viele Nachteile. Unter anderem führt dieser Kameramodus oft zu überbelichteten Bildern. Die Kamera versucht, möglichst alle Bereiche gleichmäßig zu belichten, bei starken Lichtkontrasten werden aber die hellen Bereiche von der Kamera stark überbelichtet. Da der Modus alle Einstellungen automatisch vornimmt, lässt sich dies kaum beeinflussen. Wenn die Bilder ständig überbelichtet sind, kann das durchaus an dem Automatikmodus liegen.

Überbelichtete Bilder korrigieren

Überbelichtete Bilder entstehen häufig durch Flüchtigkeitsfehler und werden oftmals erst am Bildschirm erkannt. Dank des erweiterten Dynamikumfangs moderner Kameras sind oft noch genügend Informationen vorhanden, um das Bild zu retten. Um überbelichtete Bilder korrigieren zu können, ist jedoch ein geeignetes Programm erforderlich.

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Überbelichtete Bilder mit Photoshop korrigieren

Das wohl bekannteste Bildbearbeitungsprogramm aus dem Hause Adobe ist sicherlich Photoshop. Es bietet eine Vielzahl von Funktionen, unter anderem auch zur Korrektur von überbelichteten Bildern. Obwohl viele Wege nach Rom führen, ist eines der effektivsten Werkzeuge zur Belichtungskorrektur in Photoshop die Gradationskurve. 

Im ersten Schritt lädst du das Bild in Photoshop und öffnest auf der rechten Seite die Ebenenübersicht.

Wähle dann am unteren Rand der Ebenen den Button “Neue Misch- oder Einstellungsebene erstellen”. Daraufhin öffnet sich eine Reihe von Optionen. Wähle aus der Liste “Gradationskurven”.

Im neuen Fenster wird nun die Gradationskurve angezeigt. Diese verläuft aufsteigend von links nach rechts. Auf der linken Seite befinden sich alle dunklen Bildbereiche und auf der rechten Seite alle hellen Bildbereiche. Um nun die überbelichteten Bereiche zu korrigieren, klickt man auf die Linie auf der rechten Seite und zieht sie nach unten. Je nachdem, wie stark die hellen Bereiche angepasst werden sollen.

Um das gesamte Bild ausgewogener zu gestalten, empfiehlt es sich, auch die Bereiche in der Mitte der Kurve leicht anzupassen, indem man erneut in die Mitte der Kurve klickt und diese nach unten zieht. Dadurch wird ein besserer Übergang zwischen den Helligkeitsbereichen erreicht.

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Überbelichtete Bilder mit Lightroom korrigieren

Eine weitere Möglichkeit, überbelichtete Bilder zu korrigieren, ist die Verwendung von Lightroom. Das Programm ist genauso aufgebaut wie Camera Raw. Da beide Programme weit verbreitet sind, kann diese Methode mit beiden Programmen durchgeführt werden.

 

Im ersten Schritt wird das Bild in Lightroom geladen. Anschließend können auf der rechten Seite zahlreiche Anpassungen vorgenommen werden. Für die Korrektur der Belichtung ist der Bereich “Tonwert” relevant. Hier gibt es verschiedene Regler, um Lichter aber auch Tiefen anzupassen. Um die überbelichteten Bereiche zu korrigieren, muss der Regler Lichter nach links gezogen werden. Dadurch werden nur die sehr hellen Bereiche abgedunkelt, ohne die dunklen Bereiche zu stark zu beeinflussen. 

Zusätzlich ist es hilfreich, die Funktion “Dunst entfernen” zu verwenden. Diese befindet sich im gleichen Fenster und muss in diesem Fall nach rechts gezogen werden. Dadurch wird zusätzlich der helle Schleier aus dem Bild entfernt.

Korrektur überbelichteter Bilder mit AI

Es gibt viele Situationen, wo die Bearbeitung der überbelichteten Stellen zu guten Ergebnissen führt. Im Extremfall treten jedoch ausgebrannte Bildbereiche auf, die mit konventioneller Bildbearbeitung nicht mehr zu retten sind. Dann stellt sich die Frage, ob das Bild einfach verworfen wird oder ob andere Techniken zum Einsatz kommen. Mittlerweile gibt es zahlreiche KI-Lösungen, um solche Bereiche zu retten. Eine recht einfache Möglichkeit ist das generative Füllen in Photoshop. Dazu muss lediglich der ausgebrannte Bildbereich markiert werden. Anschließend muss die Generierung bestätigt werden. Nach einer kurzen Berechnung wird der Bereich vom Programm ersetzt. Auf diese Weise können auch kleine ausgebrannte Bereiche noch gerettet werden.

Tipps zur Vermeidung überbelichteter Bilder

Zwar gibt es im Notfall einige Methoden, um das Bild in der Nachbearbeitung zu retten. Der beste Weg ist jedoch, überbelichtete Bilder bereits bei der Aufnahme zu vermeiden. Es gibt viele Tipps, um überbelichtete Bilder bereits in der Kamera zu korrigieren.

Kameraeinstellungen richtig wählen

Die erste Möglichkeit besteht darin, die Kameraeinstellungen richtig zu wählen. Dazu ist es notwendig, den Automatikmodus zu verlassen und die Einstellungen selbst vorzunehmen. So hat man die volle Kontrolle über alles, was die Kamera macht. Es ist wichtig, einen niedrigen ISO-Wert mit kurzen Belichtungszeiten zu wählen. So kann sichergestellt werden, dass die Bilder nicht sofort überbelichtet werden. Je nach Lichtverhältnissen kann auch die Blende etwas geschlossen werden, um starken Lichteinfall zu vermeiden. Ziel ist es, eine ausgewogene Belichtung zu erreichen. 

Dabei sollte man keine Angst haben, das Bild im Notfall etwas unterzubelichten. Denn dunklere Bereiche lassen sich leichter retten als ausgebrannte Bildbereiche.

Belichtungsreihen erstellen

Eine weitere Methode ist die Belichtungsreihe. Diese Methode eignet sich bei starken Lichtkontrasten. Wenn helle und dunkle Bereiche nicht gut in einer Aufnahme erfasst werden können. Dazu werden drei verschiedene Bilder mit unterschiedlichen Belichtungen erstellt. Das erste Bild wird mit ausgewogenen Belichtungseinstellungen aufgenommen. Danach werden zwei weitere Aufnahmen gemacht. Eine mit Überbelichtung und eine mit Unterbelichtung. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Bildinformationen in einem der Bilder erfasst werden.

Die drei Aufnahmen können dann in der Nachbearbeitung zusammengeführt werden, insbesondere bei ausgebrannten Bildbereichen.

Histogramm der Kamera nutzen

Wenn es um die Belichtung der Aufnahme geht, ist das Histogramm unverzichtbar. Viele Fotografen verwenden es viel zu selten. Das Histogramm zeigt, wie die Helligkeit im Bild verteilt ist. Auf der linken Seite befinden sich die dunklen Bildbereiche, auf der rechten Seite die hellen. Wenn sich die Kurve auf eine der beiden Seiten konzentriert, kann man daran ablesen, ob das Bild eher hell oder dunkel ist. 

Fällt die Kurve auf einer Seite nicht bis zum Boden ab, sondern scheint davor abgeschnitten zu sein, so ist dies ein Zeichen dafür, dass das Bild an dieser Stelle keine Informationen mehr enthält. So kann man erkennen, ob das Bild ausgebrannte Bildbereiche hat. 

Das Histogramm kann auf dem Display jeder Kamera angezeigt werden.

RAW-Format verwenden

Eine einfache Methode, um z.B. überbelichtete Bilder zu sichern, ist das Fotografieren im Raw-Modus. Dabei werden deutlich mehr Bildinformationen gespeichert als im JPEG-Format. Dadurch werden auch deutlich mehr Bildinformationen gespeichert, um später Bildbereiche korrigieren zu können. Insbesondere bei der Belichtungskorrektur bietet das RAW-Format genügend Spielraum, um Bildbereiche gut zu korrigieren. Außerdem ist der Qualitätsverlust deutlich geringer als bei anderen Bildformaten.

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Vermeide direktes Sonnenlicht

Neben den Kameraeinstellungen ist es wichtig, das Licht richtig einzusetzen. Wenn es das Motiv zulässt, sollte direktes Licht vermieden werden. Das heißt, die Kamera sollte nicht direkt auf die Lichtquelle gerichtet sein. Dadurch wird sichergestellt, dass das Licht nicht zu intensiv ist, um Bereiche zu verbrennen. 

Natürlich gibt es manchmal keine Alternative, weil z.B. die Sonne genau hinter dem Motiv steht. In diesem Fall können Sonnensterne mit einer stark geschlossenen Blende erzeugt werden. So kann starkes Licht als Gestaltungsmittel eingesetzt werden.

Wird direkt in die Lichtqualle fotografiert, muss immer mit überbelichteten Bildern gerechnet werden.

Verwendung von Kamerafiltern

Kamerafilter können bei bestimmten Lichtsituationen sehr hilfreich sein. Es hängt von der Lichtsituation ab, welcher Filter geeignet ist. 

Wenn nur der Himmel zu hell ist, bietet sich ein Grauverlaufsfilter* an. Dieser dunkelt den oberen Bildbereich ab und sorgt für eine ausgewogene Belichtung. Je nach Lichtintensität gibt es unterschiedliche Filterstärken. 

Um Lichtreflexe zu beseitigen, kann auch ein CPL-Filter verwendet werden. Dieser wird auf das Objektiv aufgesetzt und kann durch gezielte Drehung glatte Oberflächen entspiegeln. Dadurch werden deutlich weniger Lichtreflexe erzeugt.

Bei direkter Sonneneinstrahlung haben jedoch auch Kamerafilter ihre Grenzen.

Überbelichtete Bilder korrigieren: Fazit

Überbelichtete Aufnahmen stellen eines der häufigsten Probleme in der Fotografie dar. Bereits eine kurze Unachtsamkeit genügt, und das Bild ist überbelichtet. In vielen Fällen können überbelichtete Bilder jedoch durch nachträgliche Bearbeitung korrigiert und gerettet werden. Insbesondere bei modernen Kameras ist der Dynamikumfang so herausragend, dass sowohl helle als auch dunkle Bereiche noch erfolgreich verbessert werden können.

Dennoch kann ein Bild so stark ausgebrannt sein, dass selbst Bildbearbeitungsprogramme kaum noch Abhilfe schaffen können. Die überbelichteten Bereiche mögen zwar abgedunkelt werden, enthalten jedoch keine relevante Bildinformation mehr, was sich in der Bildansicht bemerkbar macht. In solchen Fällen erweist sich lediglich der Austausch der betroffenen Bildbereiche als Lösung. Hierbei kommen zahlreiche KI-Tools zum Einsatz, die solche Stellen effektiv korrigieren können.

Im Idealfall sollte bereits während des Fotografierens auf eine angemessene Belichtung geachtet werden. Die richtigen Kameraeinstellungen und ein Blick auf das Histogramm können dazu beitragen, überbelichtete Bilder von vornherein zu verhindern.