Für viele Fotografen ist die Bildschärfe das wichtigste Kriterium, wenn es darum geht ein Bild zu bewerten. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, schrecken viele nicht davor zurück das teuerste Equipment zu kaufen. Selbst dann werden oft nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt, die man eventuell bei anderen sieht. Die Kamera, oder besser gesagt das Objektiv, ist definitiv der wichtigste Faktor, wenn es um die Qualität des Bildes geht, aber es braucht etwas Erfahrung und Wissen, um ein bestimmtes Niveau zu erreichen. Dabei ist Focus Stacking die wichtigste Methode wenn es um die Bildschärfe in der Fotografie geht.
Denn die Kameras sind technisch so gebaut, dass die Schärfentiefe nicht immer das gesamte Bild abdeckt. Dadurch entsteht der klassische Look, bei dem der Vorder- oder Hintergrund unscharf ist. Wenn man jedoch ein durchgehend scharfes Bild erreichen möchte, hat man mehrere Möglichkeiten. Entweder man verwenden die Hyperfokalen Distanz, um zu bestimmen, wo man scharfstellen muss, um den besten Kompromiss bei der Schärfentiefe zu finden, oder man verwenden Fokus-Stacking. Aber was ist Focus Stacking und wie setzt man diese Technik sinnvoll ein?
Was ist Focus Stacking
Focus Stacking ist eine Technik, die darauf abzielt, einem Motiv von vorne bis hinten die bestmögliche Schärfe zu verleihen. Aufgrund der Schärfentiefe ist es normalerweise extrem schwer das zu erreichen. Denn die optischen Gesetze sorgen dafür, dass beim Fotografieren immer ein Bereich nicht ganz im Fokus ist. Viele schließen die Blende des Objektivs bis bis zum Maximum, um so den größten durchgehenden Schärfebereich zu erzielen. Das ist zwar in der Theorie richtig, allerdings tritt die sogenannte Beugungsunschärfe ab einem gewissen Blendenwert auf. Dadurch nimmt auch die Bildschärfe stark ab, wenn die Blende unverhältnismäßig geschlossen wird. Die meisten Objektive liefern das beste Ergebnis zwischen Blende 8 und Blende 11. Höhere Werte sollten immer bewusst eingesetzt werden um eventuell einen bestimmten Look zu erzielen. Die Beugungsunschärfe sollte dabei immer im Hinterkopf behalten werden.
Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, wurden verschiedene Umwege genommen um dennoch die gewünschte Bildschärfe zu erzielen. Die bekannteste Technik ist die Kombination mehrerer Aufnahmen, die unterschiedliche Schärfebereiche haben. Durch das zusammenfügen der Bilder, werden aus jeder Aufnahme die scharfen Bereiche genommen. Das Ergebnis ist , dass ein Bild entsteht welches durchgehend scharf ist. Durch eine einzelne Aufnahme, wäre ein solches Ergebnis kaum möglich.
Wozu braucht man das Focus Stacking
Focus Stacking wird in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt. Das Ziel ist immer dasselbe, nämlich die Schärfe des Bildes zu optimieren. Die gegebene Schärfentiefe des Objektivs ist bei diesem Vorhaben etwas hinderlich, daher wird diese Technik verwendet. Aber in welchen Situationen sollte man sie einsetzen?
Makro
In der Makrofotografie ist man vielen Extremsituationen ausgesetzt. Einerseits braucht man ein Objektiv, mit einer kleinen Naheinstellungsgrenze um sich dem Motiv entsprechend nähern zu können. Andererseits muss die Schärfe hervorragend sein um alle Details zeigen zu können. Wenn die Schärfe ein Thema ist, ist es naheliegend, dass die Tiefenschärfe eine Hürde sein kann. Wenn man sich dem Motiv nähert, wird der vordere Bereich scharf dargestellt, nach hinten nimmt die Schärfe jedoch ab. Das Ziel in der Makrofotografie ist es immer, das gewünschte Objekt vollständig scharf abzubilden, während alle anderen Bereiche unscharf sind. Ein sehr beliebtes Motiv sind kleine Insekten oder Pilze im Wald. Um das Motiv vollständig scharf zu bekommen, kommt Focus Stacking ins Spiel.
Focus Stacking bei Landschaftsaufnahmen
Landschaftsfotografen haben den gleichen Anspruch, jedoch fällt die Schärfentiefe hier nicht so stark ins Gewicht wie bei Makroaufnahmen. Focus Stacking ist in der Landschaftsfotografie, besonders wichtig wenn man einen Vordergrund in der Komposition hat. Dadurch muss die Tiefenschärfe ausreichend groß sein um den gesamten Bereich abdecken zu können. Dafür kann man entweder die Hyperfokale Distanz nutzen oder alternativ zum Focus Stacking greifen. Denn fokussiert man auf den Hintergrund, wird der Vordergrund sichtbar unscharf.
Welche Ausrüstung wird benötigt
Für erfolgreiches Focus Stacking ist keine spezielle Ausrüstung erforderlich. Eine normale Kamera und einige theoretische Kenntnisse über den Prozess sind ausreichend. Wichtig ist jedoch die Software, die alles zusammenführt, doch dazu später mehr. Ein sehr hilfreiches Werkzeug ist definitiv ein Makroschlitten. Das ist zwar nicht zwingend notwendig, kann den gesamten Prozess um einiges erleichtern.
Focus Stacking mit Makroschlitten
In der Makrofotografie bewegen man sich in sehr kleinen Dimensionen. In den meisten Fällen, befindet sich die Kamera unmittelbar vor dem Motiv, wodurch selbst die minimalsten Bewegungen eine große Auswirkung bedeuten. Wenn das Motiv nur wenige Zentimeter groß ist, muss der Fokus in sanften Abstufungen bei den einzelnen Aufnahmen verändert werden. Man setzt den Fokus auf den Bereich der sich der Kamera am nähesten befindet, anschließend dreht man den Fokusring bis die Schärfe das hintere Ende der Motivs erreicht hat. Zwischen jeder Zwischenschritt sollte man dabei ein Foto schießen um anschließende diese zusammenfügen zu können.
Dies ist in diesem Umfang sehr schwierig. Eine zweite Möglichkeit ist, den Fokussierring nicht zu verwenden. Man fokussiert einmal und bewegt sich leicht vorwärts, um den Fokus entsprechend vorwärts zu bewegen. Welche Methode einfacher ist, hängt von der Feinfühligkeit des Fotografen ab.
Um dieses Problem zu lösen, gibt es sogenannte Makroschlitten. Dabei handelt es sich um einen Schieber, der am Stativkopf angebracht werden kann. Damit kann man die Kamera in sehr feinen Schritten nach vorne oder hinten bewegen. Nun kann man mit dem Fokuspunkt nach vorne auf das Objekt zielen. Danach bewegt man den Schieber sehr langsam nach vorne, so dass der Fokus sehr sanft nach hinten geht. Zwischen jeder Annäherung muss man den Auslöser einmal drücken, um alle Teile des fokussierten Objekts zu erfassen. Wenn die Fotos später zusammengefügt werden, ist das gewünschte Objekt durchgehend scharf gestellt.
Focus Stacking Einstellungen
Für Focus Stacking sind keine spezifischen Kameraeinstellungen erforderlich. Das Wichtigste ist, dass der Fokus bei jeder Aufnahme zu 100% korrekt ist. Wenn ein Bereich unscharf oder nicht richtig fokussiert ist, ist es durchaus möglich, dass die Unschärfe später beim Stacking Probleme verursacht. Kameras mit Focus Peaking haben einen großen Vorteil. Gewöhnlich verfügen DSLM-Kameras über diese Funktion, bei der die fokussierten Bereiche im Sucher oder auf dem Display in Farbe angezeigt werden. Häufig werden nur die Konturen angehoben, so dass man genau sehen kann, wo der Fokus liegt. Dadurch wird das manuelle Fokussieren zum Kinderspiel.
Der Autofokus sollte beim Focus Stacking mit Vorsicht verwendet werden. Diese Methode profitiert von der Tatsache, dass man den Fokuspunkt gezielt steuern kann. Der Autofokus setzt die Schärfe meist willkürlich oder im besten Fall immer in die Bildmitte. Dies ist für ein erfolgreiches Focus Stacking etwas nachteilig. Daher sollte man eher den manuellen Fokus verwenden, insbesondere wenn die Kamera über eine Fokus Peaking Funktion verfügt.
Für Landschaftsaufnahmen ist eine Blende zwischen 8 und 11 vorteilhaft, da sie eine etwas größere Schärfentiefe ergibt, so dass man nur Vorder-, Mittel- und Hintergrund scharf stellen muss. Auf diese Weise benötigt man keine zu feinen Abstufungen, um das gesamte Bild scharf abzubilden.
Focus Stacking vs Hyperfokale Distanz
Wir haben das Thema der hyperfokalen Distanz bereits ausführlich erläutert. Daher ist die Frage berechtigt, welche Methode die effektivere ist. Um dies konkret beantworten zu können, muss man sich die Frage stellen, was das gewünschte Ziel ist. Die Hyperfokaldistanz dient dazu, den Fokuspunkt zu finden, durch den die maximale Fläche des Bildes eine kontinuierliche Schärfe erhält. Das bedeutet nicht, dass das Bild die maximale Schärfe aufweist. Vielmehr wird die Schärfentiefe maximiert und es werden durch die Kamera verursachte unscharfe Bereiche vermieden. Das Focus Stacking zielt jedoch auf eine kontinuierliche Schärfe, aber auch auf die höchste Schärfe vom Vordergrund zum Hintergrund ab.
Der Nachteil ist, dass man immer mehrere Bilder erstellen und in der Nachbearbeitung zusammenfügen muss. Die Verwendung der Hyperfokaldistanz erfordert nur ein einziges Bild. Besonders wenn man Belichtungsreihen erstellt, können die zusätzliche Aufnahme für das Focus Stacking den Prozess erschweren. Denn man hat unzählige Aufnahmen, und jede enthält einen Teil, den man verwenden möchte. Wenn du also mehr Schärfe erhalten möchtest und die zusätzliche Verarbeitung kein Problem darstellt, kannst du Focus Stacking verwenden. Wenn man etwas Übung hat und das Objektiv bereits die erforderliche Schärfe liefert, ist die hyperfokale Distanz ausreichend.
Welche Kamera kann Focus Stacking
Im Allgemeinen kann jede Kamera Bilder für das Focus Stacking manuell erstellen, man muss lediglich den Fokuspunkt schrittweise verschieben. Neuerdings gibt es auch Kameras, die eine automatische Lösung anbieten. Die Kamera verschiebt den Fokuspunkt automatisch und setzt ihn dann zusammen. Das Interessante daran ist, dass man zwischen zwei Möglichkeiten wählen kann. Entweder die Kamera mischt alle Bilder und man erhält das komplette Motiv mit einer kontinuierlichen Schärfe, oder man wählt einen bestimmten Bereich aus, der scharf sein soll.
Teilweise lässt sich diese Funktion aus der Hand bedienen, aber die Verwendung eines Stativs ist definitiv besser. Da die Kamera innerhalb von 2 Sekunden mehrere Bilder aufnimmt und um diese nicht zu verwackeln, sollte das Gerät sehr stabil gehalten werden. Die Panasonic Lumix G9 ist eine der Kameras, die derzeit mit dieser Funktion ausgestattet ist. Einige andere Modelle der gleichen Firma wurden mit der gleichen Funktion aktualisiert.
Welche Software ist nötig für Focus Stacking
Für das korrekte Stapeln ist keine spezielle Ausrüstung erforderlich. Wenn es um die Berechnung der einzelnen Bilder geht, benötigt man auf jeden Fall eine geeignete Software. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, von automatisch bis manuell oder teuer bis billig. Die gängigsten Programme sind:
Focus Stacking in Photoshop
Jeder, der sich schon lange mit Fotografie beschäftigt, ist sicher schon mit Photoshop in Berührung gekommen. Wenn nicht, dann hat man zumindest davon gehört. Es ist ein sehr umfangreiches Programm, das für verschiedene Bildbearbeitungen eingesetzt wird. Unter anderem gibt es eine Funktion zum Stapeln verschiedener Bilder und zum Extrahieren der Schärfebereiche. Als Ergebnis erhält man ein Bild mit allen Schärfebereichen eines jeden Bildes. Die Schritte in Photoshop sind relativ einfach.
Die gewünschten Bilder werden in eine neue Photoshop-Datei geladen. Anschließend wählt man im Menüpunkt “Bearbeiten”, den Unterpunkt Ebenen automatisch Überblenden.
In dem nun erscheinenden Fenster braucht man nur noch Bilder stapeln wählen und bestätigen. Nun berechnet das Programm alle Bilder und erstellt das Endergebnis mit allen Schärfebereichen.
Verrechnung mit Helicon Focus
Obwohl Photoshop ein wunderbares Werkzeug ist, liegt der Schwerpunkt hier nicht auf dem Stapeln von Bildern. Diese Funktion ist vorhanden und funktioniert hervorragend, aber das ist nicht der Hauptfokus dieser Software. Aus diesem Grund gibt es mehrere Firmen, die Programme ausschließlich für das Focus Stacking entwickeln. Eines der bekannteren ist Helicon Focus. Dieses Tool wurde für Makrofotografen entwickelt und bietet viele nützliche Funktionen, um Focus Stacking viel präziser zu machen. Ein vergleichbares Werkzeug wäre zum Beispiel Zeren Stacker. Mit dem Funktionsumfang nehmen die beiden Programme einander nichts weg.
Kostenlose Alternative für Focus Stacking
Da viele wahrscheinlich nicht über Photoshop verfügen, stellt sich die Frage, wie man sich anders helfen kann. Ein so umfangreiches Werkzeug wie Photoshop nur für Focus Stacking zu kaufen, ist definitiv etwas übertrieben. Deshalb gibt es einige Werkzeuge, die kostenlos erhältlich sind.
Combine ZP
Dieses Programm ist derzeit für Windows verfügbar und ist kostenlos. Die Oberfläche sieht sehr einfach aus, aber das Stapeln funktioniert gut. Nach dem Start des Programms braucht man nur die Bilder zu laden und die gewünschten Parameter im Dialogfenster einzustellen. Bevor man mit dem eigentlichen Stacking beginnt, solltest du die Aufnahmen ausrichten, so kannst du sicherstellen, dass die verschiedenen Bilder genau übereinander liegen, damit später keine seltsamen Ergebnisse auftreten. Das Programm ist für diejenigen interessant, die es ausprobieren wollen. Für den professionellen Einsatz ist diese Software ungeeignet.
Picolay
Eine weitere kostenlose Alternative ist Picolay. Der Funktionsumfang ist ausreichend, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Natürlich muss man sich die Ergebnisse sehr genau anschauen, um Unterschiede zwischen kostenlosen und kostenpflichtigen Programmen zu finden. Bei Picolay muss man besonders auf Doppelkonturen achten, die stellenweise auftreten können. Diese sehen so aus, als ob einige Stellen nicht völlig deckungsgleich überlagert wären. Für den Anfang ist Picolay eine gute Alternative zu den professionellen Programmen.
Worauf muss man bei Focus Stacking aufpassen?
Wenn du planst, ein Bild mittels Focus Stacking zu erstellen, gibt es einige Dinge, die du beachten solltest. Ein sehr oft fehleranfälliger Schritt ist die Aufnahme der Bildserie. Wenn du die Kamera nicht immer in der gleichen Position haltest oder der Fokus aus irgendeinem Grund völlig unscharf ist, können kleinere Fehler bei der Berechnung des Bildes auftreten. Diese Fehler sind an Doppelkonturen zu erkennen, die darauf hinweisen, dass eines der Bilder nicht kongruent ist. Die Korrektur solcher Artefakte ist je nach den Eigenschaften des Bildes besonders schwierig. Deshalb sollten die einzelnen Fotos immer aus der gleichen Position und Perspektive gezeigt werden. Jede Unschärfe kann das Problem verursachen.
Je mehr Fotos zusammengefügt werden sollen, desto größer ist das Risiko solcher Artefakte. Deshalb sollte man die Schärfentiefe so groß wie möglich halten und die Schärfe zwischen den einzelnen Fotos zu überlagern, damit man sicher sein kann, dass das Endbild keine unscharfen Bereiche aufweist.
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