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In Zeiten, in denen sich die Kamerahersteller gegenseitig mit teilweise irreal wirkenden Features zu übertrumpfen versuchen, ist die Diskussion um den Autofokus kaum noch ein Gesprächsthema. Der manuelle Fokus hat jedoch alle Neuerungen überlebt und ist nach wie vor mit jeder Kamera möglich, und das nicht ohne Grund. Wer in der Lage ist, manuell präzise zu fokussieren, ist klar im Vorteil. Es gibt zahlreiche Situationen, die von der manuellen Fokussierung profitieren. Kein Wunder also, dass es bei der Fülle an Hilfsmitteln schwer fällt, sich ganz auf das eigene fotografische Können zu verlassen. Doch wann treten diese Situationen auf und wie kann man heutzutage am einfachsten manuell fokussieren


Wann sollte man manuell fokussieren?

Im Grunde hat fast jeder Fotograf sein Objektiv oder seine Kamera auf AF eingestellt. Der Autofokus ist heutzutage sehr präzise. In manchen Fällen geht er so weit, dass er sogar das Auge separat erkennen und scharfstellen kann. Besonders Porträtfotografen freuen sich über diese und ähnliche Funktionen. Dennoch gibt es viele Situationen, die eine manuelle Fokussierung erfordern. Die meisten Menschen fühlen sich sehr unwohl, wenn der Autofokus nicht mehr aktiv ist und alles manuell gemacht werden muss.


Bei wenig Licht

Die Lichtsituation ist einer der häufigsten Gründe, warum man auf den manuellen Fokus zurückgreifen muss. Trotz der immer besser werdenden Technik stößt der Autofokus spätestens bei Dunkelheit an seine Grenzen. Durch das fehlende Licht findet der Autofokus keinen Bezugspunkt mehr. Die Folge ist, dass die Kamera nicht mehr fokussieren kann. Selbst wenn nach einigen Versuchen eine grüne Scharfstellmarke gefunden wird, entpuppt sie sich oft als Fehlfokus. Spätestens jetzt muss man von AF auf MF umschalten. 

Das klassische Einsatzgebiet ist die Astrofotografie. Nachts gibt es fast kein Licht, außerdem versucht man, jegliche Lichtverschmutzung zu vermeiden. Mit Hilfe des Autofokus kann man einen Stern als Referenzpunkt wählen und fokussieren. Jegliche Fotografie bei schlechtem Licht erweist sich als extrem schwierig, wenn es um die Fokussierung geht. 


Geringer Kontrast

Ähnlich wie bei der Absenz von Licht stößt der Autofokus bei geringem Kontrast an seine Leistungsgrenzen. Die Fokussierung kann in der Regel nur erfolgen, wenn ein Kontrast vorhanden ist, an dem sich die Kamera orientieren kann. Wenn man einen bestimmten Punkt auf einer sehr hellen Fläche anvisieren möchte, wird man feststellen, dass der Fokus nicht eingefangen werden kann. Erst wenn ein Punkt gefunden wird, der deutlich dunkler ist, kann die Technik adäquat funktionieren. Das gleiche Problem ergibt sich beim Fotografieren gegen das Licht. Hier ist die direkte Einstrahlung dafür verantwortlich, dass der Fokus nicht oder nur erschwert eingefangen werden kann. 


Präzision

Der Autofokus in modernen Kameras ist extrem gut, das lässt sich nicht leugnen. Aber wenn es darum geht, sehr präzise zu sein, ist die manuelle Fokussierung viel effizienter. Denn der Autofokus wählt den Punkt aus, den er für richtig hält, nicht den, den der Fotograf im Kopf hat. Dieser Aspekt ist vor allem beim Fotografieren von Produkten oder bei Makroaufnahmen wichtig. Hier zählt jeder Millimeter und entscheidet, ob das Foto gelingt oder nicht. Besonders wichtig wird dieser Punkt, wenn man für eine Makroaufnahme Focus-Stacking betreiben muss. Diese Methode erfordert eine sehr präzise und genau gesteuerte Fokussierung, die mit Autofokus viel zu umständlich und vor allem willkürlich wäre. 


Portraits

Je nach Kamera oder Objektiv kann der manuelle Fokus bei Porträts sehr viel hilfreicher sein. Ein Porträt hat eine sehr wichtige Komponente und das sind die Augen der Person. Die Grundlage der Porträtfotografie ist es, die Augen der Person im Fokus zu haben. Daher sollte der Fokus immer auf den Augen liegen. Abgesehen von neueren Kameras, die über einen Augen-Autofokus verfügen, der nicht immer mit jedem Objektiv funktioniert, sind viele Kameras im Umlauf, die nicht mit dieser Technologie ausgestattet sind. Daher kann der normale Autofokus die Augen nicht immer exakt treffen. Das Gesicht wird zwar erkannt, aber oft liegt der Fokusbereich nicht genau auf den Augen. Hier kann der manuelle Fokus von Vorteil sein, denn er erlaubt es, den Fokus viel genauer zu steuern. 


Geräusche reduzieren

Ein etwas ungewöhnlicher Grund sind die Hintergrundgeräusche. Der Autofokus verursacht beim Fokussieren viel mehr Lärm. Außerdem machen viele Kameras ein zusätzliches Geräusch, wenn der Fokus festgelegt wird. In vielen Situationen kann dies ein Nachteil sein. Wenn man eine Hochzeit in der Kirche oder kleine Kinder fotografiert. Wenn man als Fotograf besonders leise sein muss und es keine sich schnell bewegenden Motive gibt, kann der manuelle Fokus helfen. Dieser ist sehr leise bzw. verursacht überhaupt kein Rauschen. 


Objektive ohne Autofokus

Auch in der heutigen Zeit ist die Verwendung von manuellen Objektiven nicht unüblich. Manche sind es von früher gewohnt und fokussieren ausschließlich manuell, bei anderen liegt es daran, dass das Objektiv keinen Autofokus hat. In diesen Fällen ist es wichtig zu wissen, was man beachten muss, um erfolgreich manuell fokussieren zu können. Wenn man sich fragt, warum manuelle Objektive heute überhaupt noch ein Thema sind, gibt es einige Vorteile, die damit verbunden sind. Dazu später mehr.

Samyang MF 100mm F2.8 Makro

  • Brennweite: 100 Millimeter
  • Bildstabilisierung: Nein
  • Maximale Blende: 2,8 f
  • Anschlüsse: Canon | Nikon | Sony

Was sind die Vorteile manueller Objektive?

Manuelle Objektive gibt es, obwohl die moderne Technik nicht gerade zu ihrer weiteren Verbreitung beiträgt. Dennoch kann der Kauf eines manuellen Objektivs durchaus attraktiv sein. Obwohl man sich heutzutage stark auf den Autofokus verlässt, ist es kein großer Nachteil, ein manuelles Objektiv zu haben. Gerade Videografen können mit solchen Objektiven ohne Probleme arbeiten. Denn hier ist es manchmal viel spannender, manuell zu fokussieren, um bestimmte Effekte zu erzielen. Das Spiel mit den Fokusebenen, die sich ständig bewegen, verleiht dem Video viel mehr Spannung. 

Außerdem ist der Preis von manuellen Objektiven schon teilweise unschlagbar. Aufgrund der abgespeckten Technik kosten manuelle Objektive nur einen Bruchteil dessen, was ein vergleichbares Objektiv mit Autofokus kosten würde. Das bedeutet, dass man sehr hochwertige Objektive mit ausgezeichneter Bildqualität kaufen kann. In allen anderen Fällen würden Objektive mit ähnlicher Bildqualität im höheren dreistelligen Bereich liegen. 

Außerdem lassen sich diese Objektive viel einfacher an verschiedene Kameras adaptieren. Damit ist man viel flexibler. Besonders wenn man ein Objektiv für die Astrofotografie sucht, lohnt es sich, nach einem manuellen Objektiv zu suchen. Denn zum Fotografieren von Sternen ist ein Autofokus nicht sehr hilfreich. Dafür kann man sich eine lichtstarke Festbrennweite zulegen. Dies ist vor allem dann ratsam, wenn man auf diesem Gebiet ein Einsteiger ist und es kostengünstig ausprobieren möchte. 


Welche manuellen Objektive gibt es?

Gerade bei älteren Modellen findet man immer wieder vereinzelte Objektive, die komplett manuell fokussiert werden müssen. Aber auch neuere Modelle tauchen auf, die nur mit manuellem Fokus ausgestattet sind. Die Objektive von Samyang sind meist komplett ohne Autofokus. Es gibt viele verschiedene Brennweitenbereiche, die abgedeckt werden. Allerdings handelt es sich um Festbrennweiten, Zoomobjektive gibt es derzeit nicht. Auch die Marke Laowa bietet ähnliche Festbrennweite mit manuellem Fokus an.


Samyang 14/2,8 Objektiv

  • Brennweite: 14 Millimeter
  • Bildstabilisierung: Nein
  • Maximale Blende: 2,8 f
  • Anschlüsse: Canon | Nikon | Sony

Wie fokussiert man manuell? 

Wer noch nie manuell fokussiert hat, wird sich anfänglich ein wenig schwer tun. Nicht weil das manuelle Fokussieren so unglaublich schwierig ist, sondern weil es sehr gewöhnungsbedürftig ist. Hier sind einige Schritte und Tipps, die bei der manuellen Fokussierung helfen. 

Manuell fokussieren Objektiv

Kamera einstellen

Zunächst ist die Kameraeinstellung zu berücksichtigen. Je nach Objektiv kann der Modus am Objektiv geändert werden. An der Seite des Objektivs befindet sich ein AF/MF-Schalter. Es gibt aber auch Objektive, die keinen Schalter haben, so dass das Ganze über das Kameramenü eingestellt werden muss. Man muss einfach in die Kameraeinstellungen gehen und den Fokusmodus ändern. Die Menüführung ist je nach Hersteller unterschiedlich. Wichtig ist, dass man die Einstellungen nicht vergisst, wenn man den Autofokus später braucht. 


Zoom nutzen

Beim manuellen Fokussieren hilft es ungemein, den Bildschirmzoom zu nutzen. Dabei geht es nicht darum, die Brennweite zu verändern, sondern in die Ansicht der Live-Vorschau zu zoomen. Dies ist eine sehr effektive Methode, um den Fokus viel genauer einzustellen. Allerdings muss man dazu den Kamerabildschirm verwenden und nicht den Sucher. Die größere Ansicht ermöglicht es einem, die Auswirkung der Bewegung durch den Fokus-Ring zu verfolgen und den Fokus einzustellen. 


Fokus kontrollieren

Ein weiterer Tipp ist die Kontrolle der Schärfe, wenn man bereits ein Bild aufgenommen hat. Wenn man bereits ein Bild aufgenommen hat.  Es lohnt sich, das Bild zu öffnen und in der Kamera zu prüfen, ob der Fokus richtig eingestellt ist. Dieser Schritt wird oft vergessen, denn mit dem Autofokus kann man sicher sein, dass alles scharf gestellt ist. Die manuelle Fokussierung erfordert eine viel genauere Sorgfalt. So kann man vor Ort beurteilen, ob die Bilder scharf sind und erlebt nicht erst am Computer die böse Überraschung.


Fokusskala nutzen

Die Fokusskala ist ein sehr hilfreiches Werkzeug, um die Schärfe abzuschätzen. Es gibt entweder eine Anzeige am Objektiv oder eine digitale Entfernungsskala in der Kamera. Diese ist meist in neueren Systemkameras eingebaut. Die Anzeige zeigt die Entfernung an, in der sich die Fokusebene befindet. Wenn man die Entfernung des Motivs abschätzen kann, ist es möglich, den Fokuspunkt auf diese Entfernung einzustellen. Allerdings ist dies mit der oben erwähnten Zoomfunktion zu überprüfen und nachzujustieren. Um sicher zu gehen ob die Skala richtig ist. 


Blende sinnvoll einsetzen

Die Schärfentiefe ist beim manuellen Fokussieren sehr hilfreich. Man sollte im Vorfeld etwas über die Schärfentiefe wissen, insbesondere wie sie sich in Relation zur Blendenöffnung verhält. Je weiter die Blende geschlossen ist, desto größer ist der Bereich, der im Fokus steht. Deshalb ist bei maximaler Offenblende nur ein kleiner Teil des Bildes scharf, der Rest ist unscharf. 

Wenn man nun die Blende etwas schließt, vergrößert man die Schärfentiefe und kann viel leichter fokussieren, weil die Schärfeebene viel größer ist. Das Problem ist, dass sich ab einer bestimmten Blende die Belichtungszeit verlängert, so dass man nicht mehr aus der Hand fotografieren kann. In der Landschaftsfotografie ist dies in der Regel kein Problem, da man meist mit einem Stativ fotografiert. 


Hyperfokale Distanz

Die hyperfokale Distanz ist einer der nützlichsten Tipps in der Fotografie, sofern man damit vertraut ist und sie intuitiv beherrscht. Diese Methode definiert, basierend auf dem verwendeten Objektiv und dessen Brennweite, wo der Fokus anzusetzen ist, um alles von der Kamera bis ins Unendliche in den Fokus zu bringen. Der Abstand von der Kamera zum festgelegten Punkt wird berechnet. So weiß man, dass dieser Abstand immer eingehalten werden muss, um alles im Fokus zu haben. 

Dies ist in vielerlei Hinsicht spannend im Hinblick auf den manuellen Fokus. Erstens wird es dadurch viel einfacher, beim Fotografieren scharfe Bilder zu erhalten, was besonders in der Landschaftsfotografie interessant ist, wo man einen möglichst großen Schärfebereich erhalten möchte. 

Zweitens ist es auch beim Fotografieren oder Filmen von Personen hilfreich, da man damit den Mindestabstand zur Person bestimmen kann. Damit kann man einmalig den Fokus einstellen. Danach weiß man genau, wenn dieser Abstand unterschritten wird, ist das Motiv aus dem Fokusbereich. Als Fotograf oder Videofilmer muss man nur darauf achten, dass der ermittelte Abstand eingehalten wird. Alles, was über diese Entfernung hinausgeht, ist ohnehin im Fokusbereich. 


Dem Motiv folgen

In Verbindung mit der hyperfokalen Entfernung ist der letzte Tipp eine Ergänzung. Es ist oft viel schwieriger, mit dem Fokusregler am Objektiv hin und her zu fokussieren. Das liegt daran, dass man meist gleichzeitig durch den Sucher schauen muss, was viel schwieriger ist. Vor allem, wenn sich das Objektiv bewegt und die Schärfe immer wieder nachjustiert werden muss. 

Es ist viel einfacher, den manuellen Fokus einmal einzustellen und sich mit dem Motiv zu bewegen. Das heißt, wenn sich das Motiv ein paar Meter auf dich zubewegt, dann solltest du dich etwa um die gleiche Entfernung entfernen. Das gleicht die Bewegungen aus und hält das Objektiv im Fokus. Dies ist in der Praxis viel einfacher, vor allem bei nicht statischen Motiven, da man nicht ständig den Fokus am Objektiv einstellen muss. 

Manuell fokussieren Objektiv Festbrennweite

Manuell fokussieren üben

Übung macht den Meister. Wenn du noch nicht genug Erfahrung hast, kannst du das Fokussieren manuell üben. Das Tolle daran ist, dass es ganz einfach bei dir zu Hause gemacht werden kann. Alles, was du tun musst, ist, die Kamera auf manuell einzustellen und dein Objekt zu wählen. 

Am Anfang bietet es sich an, ein statisches Objekt zu wählen und zu versuchen, darauf zu fokussieren. Interessant ist auch der direkte Vergleich mit dem Autofokus. Man kann das Objekt einmal manuell und einmal automatisch fokussieren und die Aufnahmen vergleichen. So lassen sich die eigenen Fortschritte sehr gut erkennen. Mit den genannten Tipps wird man relativ schnell keinen Unterschied feststellen.

Besonders wichtig ist es, ein Gefühl für die Entfernungen zu entwickeln. So weiß man genau, wie man die Schärfe einstellen muss, wenn sich z. B. ein Motiv in einem bestimmten Abstand zur Kamera befindet. 


Manuell fokussieren: Fazit

Die manuelle Fokussierung ist heutzutage mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Aber es gibt immer noch viele Bereiche, in denen der manuelle Fokus viel effektiver ist. Je nach Einsatzgebiet sollte ein Fotograf die Fähigkeit entwickeln, auch ohne die ganze Technik gute Fotos zu machen. Denn nur so kann man in einer Situation, die auf manuelle Fokussierung angewiesen ist, reagieren. Viele Menschen geben in solchen Situationen auf und machen überhaupt keine Fotos mehr, da die Grenzen der Technik zu den Grenzen der eigenen Fähigkeiten geworden sind. Deshalb muss man sich immer zuerst auf die eigenen Fähigkeiten und erst in zweiter Linie auf die Technik verlassen.