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Kaum ein anderer Bereich der Fotografie ist so anspruchsvoll wie das Fotografieren bei Nacht. Es gibt sogar viele professionelle Fotografen die sich nur zaghaft an dieses Thema trauen. Doch was hält viele davon ab sich in diesem Bereich zu probieren? Einer der Hauptgründe ist, dass das Fotografieren bei Nacht ganz andere Ansprüche an den Fotografen stellt.

Darum fühlen sich die meisten nicht sehr komfortabel, da die gelernten Regeln nachts nicht mehr gelten. Das bedeutet auch für einen erfahrenen Fotografen, dass vieles neu erlernt bzw. ausprobiert werden muss um gute Ergebnisse zu erzielen. Doch ist es wirklich so schwer? In dem folgendem Artikel zeigen wir dir die wichtigsten Grundlagen, die du kennen solltest um tolle Nachtaufnahmen machen zu können. 

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Welche Bereiche der Nachtfotografie gibt es

Das Fotografieren bei Nacht ist aufgrund der einzigartigen Kombination aus Licht und Schatten, sehr spannend. Es bietet ganz neue Möglichkeiten die Bilder zu gestalten und sich dadurch auch von vielen gängigen Motiven abzuheben. 

Stadtfotografie bei Nacht

Wenn die ersten Laternen leuchten und sich die bunten Neonschilder in den zahlreichen Glasfassaden spiegeln, zeigt sich die Stadt von ihrer aufregenden Seite. Zumindest für Fotografen bietet diese Zeit viele Möglichkeiten. Selbst die langweiligste Kleinstadt kann bei Nacht zu einem tollen Fotomotiv werden. 

Ein besonders beliebtes Motiv sind Lichtspuren der vorbeifahrenden Fahrzeuge. Dies kann ein Auto oder eine Straßenbahn sein. So können sehr spannende Kompositionen entstehen. Allerdings ist ein Stativ erforderlich, um die Kamera auch bei längerer Belichtung stabil zu halten. Die Stadt hat bei Nacht einen großen Vorteil, und das ist in der Tat das Licht. Wer bereits nachts an verschiedenen Orten fotografiert hat, wird feststellen, dass das fehlende Licht viele Schwierigkeiten bereiten kann. Aufgrund der zahlreichen Lichter ist das Problem nicht so stark wie an Orten außerhalb der Stadt. Der Vorteil dabei ist, dass du viel einfacher fokussieren und sogar direkt aus der Hand fotografieren kannst, ohne das Bild zu verwischen. 

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Ein weiterer Vorteil ist sicherlich, dass du den ISO-Wert viel niedriger halten kannst, wodurch das Rauschen deutlich minimiert und die hohe Bildqualität erhalten bleibt. Deshalb ist die Stadt für Einsteiger in die Nachtfotografie der beste Ausgangspunkt.

Astrofotografie

Die Astrofotografie ist eigentlich ein Bereich für sich. Denn keine Nische der Fotografie ist so anspruchsvoll wie die Astrofotografie. Die Sterne oder die Milchstraße zu fangen, erfordert viel Zeit und Geduld. Einerseits muss man die Shootings sorgfältig planen, denn die Milchstraße ist nicht immer sichtbar. In der Regel ist die beste Zeit zwischen Frühjahr und Herbst. Das Wetter und die Lage sind ebenfalls sehr wichtig. Wenn es bewölkt ist, ist es logisch, dass es keinen einzigen Stern zu sehen gibt. Genau genommen ist der Standort sehr wichtig. Denn in der Nähe einer Großstadt wird man den Sternenhimmel kaum sehen können. Denn die Lichtverhältnisse in der Stadt sind viel zu hell, so dass die Kamera die Sterne nicht mehr erfassen kann. Wenn du  jedoch einen sehr dunklen Ort gewählt hast, wird das Fotografieren genauso komplex. Die Fokussierung funktioniert nur bedingt, da der Autofokus keinen Bezugspunkt findet, an dem er sich orientieren kann. Daher sollte die Kamera tagsüber auf unendlich fokussiert und auf manuell eingestellt werden. 

Um die Sterne richtig zu erfassen, sollte eine Belichtungszeit von ca. 20 Sekunden gewählt werden. Wenn die Belichtungszeit zu lang ist, bilden die Sterne kleine Linien und sind nicht mehr als Lichtpunkte erkennbar.

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Kann man mit jeder Kamera nachts fotografieren?

Im Allgemeinen kann jede Kamera für Nachtaufnahmen verwendet werden. Das Ergebnis ist jedoch nicht immer gut. Wenn du abends Fotos aus der Hand machen willst, sollte die Kamera mit hohen ISO-Werten umgehen können und das Objektiv sollte lichtstark sein. Ein passendes Objektiv sollte eine Blende von 1,4 bis 2,8 haben. Auf diese Weise sollte das Fotografieren bei Nacht sehr gut funktionieren. 

Um die geringen Lichtmengen zu kompensieren, ist ein ISO-Wert zwischen 1000-3000 ganz normal. Daher sollten die Kamera in diesem Bereich noch eine gute Qualität bieten. So wird schon jetzt deutlich, dass das Fotografieren bei Nacht nicht unbedingt mit jeder Kamera gleichermaßen gut möglich ist. Auch Kameras mit schlechterem ISO-Verhalten können nachts natürlich fotografieren, jedoch mit deutlich schlechterer Qualität. Sollen mit den Fotos in Din A 3 oder Din A 2 größere Abzüge gemacht werden, sollte auf jeden Fall eine Vollformatkamera

verwendet werden, da diese deutlich weniger Rauschen aufweisen und viel mehr von dem Motiv erfassen können. 


Mit welchen Kameraeinstellungen sollte man Nachts fotografieren

Wenn die Lichtverhältnisse nicht immer gleich sind, ist es kaum möglich, eine feste Regel festzulegen. Es gibt jedoch einige Richtlinien, die mindestens eine Richtung vorgeben, so dass es viel einfacher ist, für jede Situation die richtigen Einstellungen zu finden. 

Blende:

Die Blende sollte so offen wie möglich sein, damit so viel Licht wie möglich in die Kamera eindringen kann. Für Nachtaufnahmen wird ein Objektiv mit einer maximalen Blende von 2,8 empfohlen. Wenn du ein Objektiv mit einer Blende von 1,4 oder 1,8 hast, ist es noch einfacher, nachts zu fotografieren. 

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ISO-Wert:

Je nach Kamera und Rauschverhalten wird ein ISO-Wert von 1000 bis sogar 3000 empfohlen. Wie bereits erwähnt, behandeln Kameras den ISO unterschiedlich, ältere Kameras können bereits bei einem Wert von 3000 viel zu stark rauschen. Hier wird empfohlen, verschiedene Werte im genannten Bereich auszuprobieren. Auf diese Weise kannst du deine Kamera besser kennenlernen und  für spätere Aufnahmen gezielter einsetzen.

Autofokus:

Der Autofokus spielt in der Fotografie eine wichtige Rolle. Wenn es noch Licht gibt, z.B. während der Blauen Stunde oder im Zentrum einer Stadt, kannst du unter Umständen den Autofokus verwenden. Aber wenn das Licht nicht ausreicht und die Kamera keinen Punkt zum automatischen Fokussieren finden kann, dann musst du den Autofokus ausschalten und manuell fokussieren. Einige Objektive haben eine Skala, in der der Unendlich-Fokus eingezeichnet ist. Dadurch wird es wesentlich einfacher, nachts manuell zu fokussieren. Wenn das Objektiv keine Skala hat, ist es wichtig, die Kamera vorher auf unendlich einzustellen. 

Du kannst dies mit dem Autofokus machen, indem du auf ein Objekt fokussierst, dass sich in der Ferne befindet. Anschließend sollte man den Autofokus ausschalten. Hier ist es wichtig, dass du den Fokus nicht versehentlich verstellst. Wer eine große durchgehende Bildschärfe erzielen möchte, sollte vor dem fokussieren die hyperfokale Distanz berechnen und anschließend diesen Fokuspunkt nutzen. Dadurch wird das Bild vom Vordergrund bis in den Hintergrund durchgehend scharf.

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Erfordert das Fotografieren bei Nacht bestimmte Geräte?

 

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Die richtige Kamera:

Die Kamera ist natürlich das wichtigste Element. Die gute Nachricht ist, dass jede Kamera sowohl nachts als auch tagsüber Bilder machen kann. Wenn du derzeit auf der Suche nach einer neuen Kamera bist und der Schwerpunkt auf der Nachtaufnahme liegt, sollte das ISO-Verhalten der Kamera besonders gut sein. So kannst du den ISO-Wert drastisch erhöhen, ohne zu viel Qualität zu verlieren. Alle neueren Kameras sollten diesen Aspekt gleich gut beherrschen. Besonders gut sind jedoch Vollformat Kameras, diese können auch bei wenig Licht sehr gut performen. 

Fotografieren bei Nacht mit lichtstarkem Objektiv:

Wir haben bereits mehrfach von einem lichtstarken Objektiv gesprochen. Es ist nicht unbedingt notwendig, selbst mit einem Standardobjektiv mit einer maximalen Blende von 3,5 kannst du Nachtaufnahmen machen. Die Belichtungszeiten sind jedoch wesentlich länger. Dies kann bei der Sternenfotografie ein großer Nachteil sein, da die Sterne durch die Rotation der Erde Lichtspuren bilden, wenn die Belichtung zu lang ist.

Daher wird ein Objektiv mit einer maximalen Blende von 2,8 empfohlen, da es deutlich mehr Licht empfangen kann. Darüber hinaus kannst du den ISO-Wert viel niedriger halten um das Rauschen auf dem Bild zu reduzieren.

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Ein Stativ für schärfere Bilder:

Um gute Nachtaufnahmen machen zu können, ist es sehr wichtig, neben einer Kamera und einem lichtstarken Objektiv, auch ein Stativ einzusetzen. Es hilft dir, die Kamera stabil zu halten, während der Langzeitbelichtung. Dadurch bleiben die Bilder scharf und es kommt nicht zu Verwacklungen. Besonders nachts ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bilder nicht ganz scharf sind, sehr hoch. Darum ist ein Stativ vor allem bei Einsteigern enorm wichtig.

Fernauslöser macht einiges einfacher:

Da nachts hauptsächlich Langzeitbelichtungen durchgeführt werden, ist ein Fernauslöser eine gute Hilfe. Hier möchten wir betonen, dass es nicht unbedingt notwendig ist. Es kann jedoch helfen, längere Belichtungen im Bulb Modus durchzuführen. Auf diese Weise kannst du die Belichtungszeit beliebig lange einstellen und mit dem Auslöser steuern. Wenn das Gleiche mit dem Auslöser der Kamera geschieht, kann es zu starken Vibrationen der Kamera kommen, was zu einem verschwommenen Bild führen kann.

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