Kamera* gezückt, auf „Automatik“ gestellt, und fertig ist das Foto! So einfach stellen sich die meisten das Fotografieren bei Nacht vor. In Wirklichkeit ist die Nachtfotografie viel komplexer. Nur wer selbst einmal bei Eiseskälte versucht hat, den Nachthimmel zu fotografieren, kann nachvollziehen, wie viel Arbeit hinter einem solchen Bild steckt. Nachtfotografie* ist faszinierend, aber auch sehr anspruchsvoll. Angefangen bei der Milchstraße bis hin zur lichtdurchfluteten Großstadt bei Nacht. Jede dieser Situationen erfordert spezielle Kenntnisse, aber auch die richtige Fotoausrüstung. Mit den folgenden 7 Tipps wird das Fotografieren bei Nacht um einiges einfacher.
Wähle das richtige Bildformat
Um optimale Ergebnisse zu erzielen, ist das richtige Bildformat entscheidend. In bestimmten Situationen genügt es, im JPG-Format zu fotografieren. Doch um das Beste aus den Bildern in der Nachbearbeitung herauszuholen, sollte immer das RAW-Format verwendet werden. Besonders bei Nachtaufnahmen ist RAW die richtige Wahl. Schließlich sind die meisten Nachtaufnahmen unterbelichtet und müssen in der Nachbearbeitung stark aufgehellt werden. Durch die zusätzlichen Bildinformationen, die im RAW-Format enthalten sind, ist eine Bildbearbeitung ohne zu schnellen Qualitätsverlust möglich. Bei einem vergleichbaren Bild im JPG-Format wäre der Qualitätsverlust wesentlich größer.
Nutze einen optimalen ISO-Wert
Der ISO-Wert spielt bei der Nachtfotografie eine entscheidende Rolle. Allgemein gilt: Je höher der ISO-Wert, desto stärker das Bildrauschen. Darum wird stets versucht, den Wert so gering wie möglich zu halten.
Bei schlechten Lichtverhältnissen ist es jedoch notwendig, auch höhere Werte zu nutzen. Denn in gewissen Situationen ist es nicht möglich, den niedrigen Wert durch eine längere Belichtungszeit auszugleichen. Beim Fotografieren des Nachthimmels würde eine zu lange Belichtungszeit dazu führen, dass die Sterne zu kleinen Linien werden. Um dies zu verhindern, muss der ISO-Wert erhöht und die Belichtungszeit verkürzt werden.
Dazu ist es sehr wichtig, das Rauschverhalten der eigenen Kamera zu kennen. Häufig ist es sinnvoll, mit einem sehr hohen ISO-Wert zu beginnen und einfach mehrere Aufnahmen mit immer niedrigeren Werten zu machen. Auf diese Weise ergibt sich zum einen eine große Auswahl bei der Nachbearbeitung und zum anderen lässt sich besser ableiten, bei welchem Wert das Rauschen akzeptabel ist. Mit diesen Erkenntnissen lassen sich zukünftige Nachtaufnahmen viel einfacher einstellen.
Verzögerte Auslösung
Bei der Nachtfotografie steht in der Regel nur wenig Licht zur Verfügung. Deshalb lässt sich eine Langzeitbelichtung kaum vermeiden. Um sicherzustellen, dass die Bilder nicht verwackeln, ist eine verzögerte Auslösung äußerst wichtig. Dafür kann entweder ein Fernauslöser oder der eingebaute Selbstauslöser verwendet werden. Bereits kleinste Bewegungen der Kamera können zu Verwacklungen führen. Vor allem das Drücken des Auslösers mit der Hand erzeugt bei langen Belichtungszeiten genügend Vibration, um das Bild zu verwackeln. Der Selbstauslöser reicht völlig aus, um solche Kamerabewegungen zu vermeiden. Dazu ist es jedoch wichtig, die Kamera stabil auf einem Stativ zu montieren.
Der Fernauslöser hat noch einen weiteren Vorteil. Denn einige Motive erfordern Belichtungszeiten von mehr als 30 Sekunden. Viele Kameras erreichen bei 30 Sekunden die maximal einstellbare Zeit. Der zusätzliche Fernauslöser ermöglicht es hingegen, deutlich längere Zeiten zu programmieren. Dadurch kann ein sehr niedriger ISO-Wert durch eine sehr lange Belichtungszeit kompensiert werden, um Bildrauschen zu vermeiden. Das funktioniert nur, wenn sich das Motiv nicht bewegt, denn bei einer solchen Belichtungszeit wird jede Bewegung unscharf.
Nutze ein lichtstarkes Objektiv
Der Vorteil eines lichtstarken Objektivs liegt vor allem in der Möglichkeit, Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen zu machen, ohne einen hohen ISO-Wert oder eine lange Verschlusszeit verwenden zu müssen. Dies kann unter Umständen zu Bildrauschen und Unschärfe führen.
Je weiter die Blende geöffnet ist, desto mehr Licht kann in die Kamera eindringen. Dies wirkt sich auch bei extrem schlechten Lichtverhältnissen stark aus. Oft kann der ISO-Wert halbiert werden, wenn ein lichtempfindlicheres Objektiv verwendet wird.
Gleichzeitig muss die Schärfentiefe beachtet werden. Je weiter die Blende geöffnet ist, desto kleiner wird der Schärfebereich. Dies wird erst dann relevant, wenn das Bild einen großen Bereich scharf abbilden soll, z.B. beim Fotografieren der Milchstraße zusammen mit einem Vordergrund.
Liegt der Fokuspunkt sehr dicht an der Kamera, kann es passieren, dass der Hintergrund unscharf wiedergegeben wird.
Wer bei Nacht schöne Aufnahmen machen möchte, sollte auf ein lichtstarkes Objektiv setzen. Vor allem Festbrennweiten zeichnen sich durch eine sehr gute Lichtstärke aus, die teilweise Werte von F1.2 erreicht.
Ohne Stativ geht nichts
Ein Stativ ist ein unverzichtbares Hilfsmittel für die Nachtfotografie. Bei schlechten Lichtverhältnissen, z. B. nachts oder in Innenräumen mit eingeschränkter Beleuchtung, hilft ein Stativ, scharfe und verwacklungsfreie Bilder zu erhalten. Die langen Verschlusszeiten, die bei Nachtaufnahmen erforderlich sind, bedeuten, dass selbst die kleinste Bewegung zu unscharfen Bildern führen kann. Ein Stativ bietet eine stabile Basis für die Kamera, so dass sie ruhig gehalten werden kann und dieses Problem vermieden wird.
Allerdings sind nicht alle Stative gleich. Je nach Material und Gewicht kann es vorkommen, dass das Stativ dem Wind nicht standhält. Jede noch so kleine Bewegung kann das Bild beeinträchtigen. Deshalb ist ein robustes und stabiles Stativ unerlässlich.
Den richtigen Fokus setzen
Manuelles Fokussieren ist eine wichtige Technik für Nachtaufnahmen, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Bei wenig Licht kann es für den Autofokus schwierig sein, einen geeigneten Referenzpunkt zu finden. Durch manuelles Fokussieren bleibt die volle Kontrolle über die Bildschärfe erhalten.
Es ist hilfreich, beim manuellen Fokussieren den Live-View-Modus der Kamera zu verwenden und das Motiv heranzuzoomen, um sicherzustellen, dass es scharf ist. Darüber hinaus verfügen einige Kameras über eine Fokus-Peaking-Funktion, bei der die scharfgestellten Bildbereiche hervorgehoben werden, sodass leicht zu erkennen ist, wo die Schärfe eingestellt ist. Eine Lichtquelle kann ein guter Anhaltspunkt sein. Beim Fokussieren verändert sich die Größe des Lichtstrahls. Wenn der Lichtpunkt am kleinsten dargestellt wird, ist die Schärfe richtig eingestellt.
Übung macht den Meister
Jeder Bereich der Fotografie bedarf ganz unterschiedlicher Fähigkeiten. Das gilt auch für die Nachtfotografie. Gerade wer sich zum ersten Mal auf dieses Gebiet begibt, braucht viel Geduld. Nicht selten gelingt das gewünschte Bild erst nach mehreren Anläufen. Umso wichtiger ist es, immer wieder unter solchen Bedingungen zu üben und es auch dann zu versuchen, wenn es mal nicht klappt. Dazu gehört auch eine sorgfältige Planung. Insbesondere wer den nächtlichen Sternenhimmel fotografieren möchte, sollte sich genau überlegen, wann und an welchem Ort die Sterne zu sehen sind. Die Lichtverschmutzung rund um Großstädte erschwert das Fotografieren erheblich. Daher ist eine gute Planung die halbe Miete und wenn es nicht klappt, sollte man sich nicht entmutigen lassen.