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Für viele Fotografen wäre der Verzicht auf die Zoomfunktion des Objektivs der blanke Horror. Der Komfort, sich nicht bewegen zu müssen und trotzdem einen anderen Bildausschnitt zu erhalten, ist viel zu verlockend. Deshalb ist das Fotografieren mit Festbrennweite oft ein heißes und umstrittenes Thema.

Interessanterweise werden trotz des großen Sortiments immer nur bestimmte Objektive verwendet. Viele bleiben monatelang, wenn nicht sogar jahrelang, unangetastet. Denn es ist immer gut, eine Option in petto zu haben, falls sie doch einmal gebraucht wird.

Betrachtet man es jedoch genauer, so wird selbst das beliebteste Zoomobjektiv nicht wirklich in allen Bereichen eingesetzt. Oft gibt es etwa zwei bis drei Brennweiten, die immer wieder verwendet werden. In der Regel sind es die beiden Extrempunkte und ein Wert irgendwo in der Mitte.

Schaut man sich seine eigenen Bilder an, wird man feststellen, dass sich manche Brennweiten immer wiederholen. Es stellt sich also die Frage, ob das Fotografieren mit Festbrennweite in Anbetracht dessen so problematisch sein kann? Festbrennweiten bieten bekanntlich eine Vielzahl am Vorteilen und kreativen Möglichkeiten. Doch was genau zeichnet das Fotografieren mit Festbrennweite aus?


Was ist eine Festbrennweite?

Eine Festbrennweite zeichnet sich grundsätzlich durch ihre Konstruktion aus. Für viele ist ein Zoombereich einfach ein Teil eines Objektivs. Bei einer Festbrennweite ist genau das nicht der Fall. Es gibt nur eine Brennweite und diese kann nicht verstellt werden. Da stellt sich schnell die Frage, wozu ein solches Objektiv überhaupt gut ist. Warum sollte auf die Vorteile eines Zooms freiwillig verzichtet werden? Es gibt zahlreiche Gründe, die eigentlich für eine Festbrennweite sprechen. Denn die Konstruktion dieser beiden Objektivtypen ist aufgrund des bereits erwähnten Unterschieds enorm. Das schafft völlig andere physikalische Bedingungen, die eine Konstruktion drastisch beeinflussen.


Welche Festbrennweiten gibt es?

Da Festbrennweiten immer einen festen Wert haben, liegt es auf der Hand, dass es verschiedene Objektive braucht, um in bestimmten Situationen eine andere Brennweite verwenden zu können.

Oft ist die Situation so, dass die Brennweite nicht durch eine Änderung des Abstands zum Motiv kompensiert werden kann. Aus diesem Grund gibt es Festbrennweiten in verschiedenen Abstufungen. Diese lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen.


Weitwinkel Festbrennweiten

Ein Weitwinkelobjektiv ist so ziemlich alles, was mehr als das menschliche Auge abdeckt. Das bedeutet, dass alles, was unter 40 mm ist, als Weitwinkelobjektiv bezeichnet werden kann. Es gibt immer noch eine Abstufung beim Ultraweitwinkel, aber alle fallen in den gleichen Bereich. Das bedeutet natürlich, dass auch eine 35-mm-Festbrennweite* als leichtes Weitwinkelobjektiv bezeichnet werden kann. Hier sind die Grenzen jedoch nicht zu 100 % definiert. Sie sind nur grobe Definitionen.

Die bekanntesten Weitwinkel-Festbrennweiten sind sicherlich:

  • 35mm
  • 24mm
  • 20mm
  • 14mm

Das bedeutet natürlich nicht, dass dies das Ende der Fahnenstange ist. Es gibt andere Festbrennweiten, die irgendwo dazwischen liegen. Vor allem der Aspekt, ob das Objektiv für APS-C oder Vollformat gemacht wurde, spielt eine große Rolle. Bei APS-C-Kameras gehen die Werte der Objektive oft viel tiefer, zum Beispiel 10mm oder 12mm Festbrennweiten.


Festbrennweiten im Normalbereich

Die Definition, ob ein Objektiv in den Telebereich oder in den Weitwinkelbereich fällt, basiert auf dem, was das menschliche Auge normalerweise sieht. Dieser Bereich kann auch als normal bezeichnet werden. Wenn wir uns also Bilder ansehen, die mit einer solchen Brennweite aufgenommen wurden, nehmen wir sie als sehr harmonisch oder sehr vertraut wahr. Die bekannteste Brennweite in diesem Bereich ist sicherlich das 55-mm-Objektiv, das von verschiedenen Herstellern angeboten wird. Mittlerweile gibt es auch 40, 45 oder sogar 50mm Festbrennweiten. Diese liegen alle in einem normalen Bereich.


Tele-Festbrennweiten

Als Teleobjektiv kann alles bezeichnet werden, was über den normalen Bereich hinausgeht. Allerdings gibt es hier eine recht große Palette. Sowohl in Bezug auf die Brennweite als auch auf den Preis. Die bekanntesten Festbrennweiten im unteren Telebereich sind sicherlich 85, 105 oder 135 mm. Diese sind besonders in der Porträt- und Makrofotografie beliebt.

Es gibt aber, wie bereits erwähnt, auch extreme Beispiele wie 500 mm Festbrennweiten. Gewiss gibt es Objektive, die all das übertreffen, sowohl in Bezug auf die Brennweite als auch auf die Lichtstärke. Diese liegen jedoch in Preisklassen, die für die breite Masse nicht relevant sind.


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Vorteile einer Festbrennweite

Die Vorteile von Festbrennweiten in der Fotografie sind nicht offensichtlich. Doch das größte Problem ist für viele die Konstruktion und der fehlende Zoom. Es gibt aber auch Bereiche in der Fotografie, die überhaupt kein Zoom benötigen. Daher ist es nicht sonderlich überraschend, dass man viele Festbrennweiten im Einsatz sieht.


Klein und leicht

Das Fotografieren mit Festbrennweiten kann aufgrund ihres geringen Gewichts sehr praktisch sein. Vor allem, wenn eine sehr umfangreiche Ausrüstung mitgeführt werden muss. Da es keinen Zoom gibt, enthalten die Objektive deutlich weniger Linsen, was sich auf die Größe und das Gewicht auswirkt.

Festbrennweiten können so leicht sein, dass man sie an der Kamera gar nicht bemerkt. Vor allem bei günstigeren Modellen, die aus Kunststoff gefertigt sind, ist das Gewicht sehr gering.

Auf Reisen ist dieser Vorteil ebenfalls sehr praktisch, denn oft hat man nicht die Möglichkeit, viel Gewicht mitzunehmen.


Lichtstark

Die Lichtstärke ist einer der wichtigsten Vorteile von Festbrennweiten.

Im Gegensatz zu Zoomobjektiven, die eine maximale Lichtstärke von f2,8 haben, gibt es Festbrennweiten, die diesen Wert deutlich übertreffen. Inzwischen gibt es auch Festbrennweiten mit einer Lichtstärke von f1,2, und das ist ein großer Unterschied. Vor allem in der Astrofotografie ist dies ein sehr wichtiger Faktor, weshalb Festbrennweiten in diesem Bereich sehr häufig verwendet werden.

Selbst beim Abblenden erhält man noch eine gewisse Lichtstärke.
Mit einem Teleobjektiv ist das kaum zu erreichen. Aus dem gleichen Grund verwenden viele Porträtfotografen Festbrennweiten, um durch die weit geöffnete Blende einen stärkeren Bokeh-Effekt zu erzielen. Zwar hat nicht jede Festbrennweite eine F1,2, viele liegen nur im Bereich von f2,0 oder 2,8, dennoch sind diese Objektive im Vergleich deutlich lichtstärker.


Preis-Leistung

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei Festbrennweiten ein sehr wichtiges Thema. Grundsätzlich bedeutet das nicht, dass jede Festbrennweite billig ist. Oft liegt der Preis für eine überdurchschnittlich gute Festbrennweite weit über der 1000-Euro-Grenze. Dennoch lassen sich sehr gute Festbrennweiten zu fairen Preisen finden.

Gerade einfache 55mm-Objektive gibt es von fast allen Herstellern in sehr günstigen Ausführungen, die kaum teurer als ein Kit-Objektiv sind.

Dafür bekommt man eine bessere Bildqualität und ein lichtstarkes Objektiv. Somit lässt sich sagen, dass Festbrennweiten im Durchschnitt günstiger sind bei deutlich besserer Bildqualität.


Bildqualität

Wenn es um die Bildqualität geht, haben Festbrennweiten in der Regel immer die Nase vorn. Dafür gibt es einen einfachen Grund. Die Konstruktion ist viel einfacher und die Ingenieure müssen sich nur auf einen Brennwert konzentrieren. Daher werden diese einzelnen Brennweiten viel intensiver optimiert als Objektive, die einen großen Zoombereich haben. Teleobjektive haben in der Regel eine Reihe von Brennweiten, die sich in ihrer Qualität unterscheiden. Daher erscheint die Bildqualität bei Festbrennweiten immer etwas besser.

Fairerweise sollte erwähnt werden, dass die Objektive heutzutage ein Niveau erreicht haben, bei dem der Unterschied viel geringer ist als früher.


Bildlook

Durch die unterschiedlichen Eigenschaften der jeweiligen Festbrennweiten lässt sich ein völlig anderer Look erzielen. Die offene Blende in Kombination mit einer bestimmten Brennweite ist entscheidend.

Schon an einem Bild kann man erkennen, ob ein 35mm oder 85mm verwendet wurde. Denn der Look wird durch die beiden Objektive sehr markant beeinflusst. So lassen sich ganz unterschiedliche Geschichten durch ein Bilder kommunizieren.


Fotografieren mit Festbrennweite: Tipps

Diejenigen, die selten oder nie mit Festbrennweiten arbeiten, werden sich fragen, wie sie diese Brennweiten in den Griff bekommen. Schließlich dauert es eine Weile, bis man sich an das Objektiv gewöhnt hat. Da haben viele noch das Bedürfnis, hin und wieder an dem Objektiv zu zoomen.

Hier sind ein paar schnelle Tipps, wie man das Beste aus dem Fotografieren mit einer Festbrennweite herausholt.

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Mit der Lichtstärke spielen

Die Geschwindigkeit von Festbrennweiten kann in der Praxis recht geschickt genutzt werden. Je nachdem, wie die Blende eingesetzt wird, kann das Aussehen des Bildes stark beeinflusst werden. Vor allem, wenn es darum geht, den Hintergrund unscharf erscheinen zu lassen. So kann der Fokus auf ganz bestimmte Bildelemente gelegt werden. Dennoch sollte man sich nicht scheuen, die Blende zu schließen, wenn das Bild es erfordert. Auf diese Weise lässt sich eine viel größere Schärfentiefe erzielen, so dass ein größerer Bereich im Fokus bleibt.


Suche die Details

Eine feste Brennweite ist perfekt, um ganz besondere Details hervorzuheben. Nicht nur die Schärfentiefe, sondern auch die Bildqualität sind dafür perfekt.
So lassen sich bestimmte Elemente viel besser hervorheben, ganz gleich, ob Landschaften oder Porträts fotografiert werden.

Damit ist nicht unbedingt die Makrofotografie gemeint. Es geht vielmehr um die Interaktion zwischen dem Motiv und dem Hintergrund. Der Hintergrund muss keineswegs im Fokus sein, um dem eigentlichen Bild einen gewissen Kontext zu verleihen.


Fotografieren mit Festbrennweite und Look definieren

Die Suche nach dem eigenen, individuellen Stil ist in der Fotografie keine Seltenheit.

Eine feste Brennweite kann dabei helfen, den eigenen Look zu finden. Die Einschränkung durch eine Brennweite führt über einen längeren Zeitraum automatisch zu einem Bildstil, der sich mit der Zeit herausbildet.

Wird beispielsweise kontinuierlich mit einer 24-mm-Brennweite fotografiert, wird diese Eigenschaft auf Dauer immer deutlicher. Es geht dabei weniger um den Bildausschnitt, sondern um die Wiedergabe der Motive durch das 24mm Objektiv.

Wenn man seine Arbeit auf eine Brennweite reduziert, entwickelt sich zum einen der gewünschte eigene Stil und zum anderen lernt man, mit Festbrennweiten besser umzugehen.


Kenne deine Grenzen und nutze sie

Mit den Grenzen vertraut zu sein, ist in vielerlei Hinsicht von enormer Bedeutung. Dabei geht es nicht einmal um die technischen Aspekte der Geräte. Es geht vielmehr um das Verhalten in der Praxis und die Grenzen des Machbaren.

Nur wer die Grenzen ausreizt, kann seine Kreativität wirklich ausleben. Denn die Hürden zwingen einen immer noch dazu, einen Weg zu finden, das gewünschte Foto zu schießen. Erst dann entstehen ganz besondere Aufnahmen, die man so nie gemacht hätte. Ein Zoom hingegen hätte jede Motivation ausgeschlossen, eine solche Komposition zu suchen oder zu finden.

Das Fotografieren mit einer Festbrennweite ist viel bewusster. Denn jedes Mal, wenn eine vermeintliche Grenze erreicht ist, wird man herausgefordert, kreativ zu werden.

Deshalb ist ein Objektiv mit gewissen Einschränkungen gleichzeitig auch förderlich für die Kreativität. So kann man sich als Fotograf viel intensiver weiterentwickeln.


Warum das fotografieren mit Festbrennweite schwierig sein kann?

Das Fotografieren mit einer festen Brennweite ist in vielerlei Hinsicht sehr inspirierend und gerade für Anfänger enorm wichtig für die weitere Entwicklung. Dennoch muss man sagen, dass es auch gewisse Grenzen und Nachteile gibt.

Es gibt einige Situationen, in denen man mit einer Festbrennweite einfach nicht weiterkommt. Manchmal ist eine verstellbare Brennweite schlichtweg unverzichtbar. Es gibt Landschaften, bei denen es einfach nicht möglich ist, den fehlenden Zoom durch Schritte zu kompensieren. Vor allem in den Bergen, wo jeder Schritt gefährlich sein kann, ist diese Möglichkeit nicht gegeben.

Auch die Möglichkeit, verschiedene Festbrennweiten mitzunehmen, ist oft nicht gegeben. Je nach Situation müsste man den Rucksack bis zum Rand mit verschiedenen Festbrennweiten füllen, gefolgt von einem exzessiven Wechsel der Objektive vor Ort.
Je nach Umgebung kann jeder Objektivwechsel im Freien zu einer Verschmutzung der Objektive oder des Sensors führen.

Außerdem muss das Gewicht erst einmal getragen werden, und spätestens bei einer Bergtour sind die Grenzen erreicht.

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Fotografieren mit Festbrennweite: Fazit

Das Fotografieren mit einer festen Brennweite wird oft unterschätzt. Trotz des fehlenden Zooms ist ein solches Objektiv unglaublich vielseitig und in manchen Situationen deutlich leistungsstärker als ein klassisches Zoomobjektiv. Sowohl die Bildqualität als auch die Lichtstärke sind nur ein Teil des Potenzials, das in einer Festbrennweite schlummert.

Gerade für Fotografen, die immer auf der Suche nach einem neuen Bildlook sind, können Festbrennweiten genau die richtige Wahl sein. Darüber hinaus fördert das Fotografieren mit einer Festbrennweite die Kreativität enorm.